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Wenn eine Band aus Island kommt, ihre Arbeitsprozesse als Post-Struktualismus bezeichnet und obendrein noch Can, Slayer oder Sonic Youth als Einfluss nennt, dann kann man sicher sein: Ein Konzert dieser Combo wird ganz und gar unentspannt. Kimono aus Reykjavik sind eine solche Band. Wir erwarten also Exzentrik, Improvisation, vertrackte Songstrukturen und natürlich jede Menge verzerrten Gitarrenkrach.

Wem das nun nicht gelockert genug klingt, für den ist ein Kurzurlaub in der Karibik vielleicht passender. Am Freitag feiert das Massaya Soundsystem nämlich eine Destination: Kingston Party im Fundbureau. Präsentiert wird unter anderem Spectacular, ein jamaikanischer Dancehall-König, der bereits auf Buju Bantons Gargamel-Label veröffentlichte – und die eine oder andere jamaikanische Dancehall zum Platzen brachte.

Das besondere Konzert der Woche findet diesmal aber im Molotow statt: Hier sind die Two Gallants aus San Francisco zu Gast – Adam Stephens und Tyson Vogel, die gerade bei Saddle Creek ihr zweites Album What The Toll Tells veröffentlicht haben. Bei diesem Label sind sie mit ihrem bluesigen Garagenfolk bestens aufgehoben. Verzweifelt klingt diese Musik – und uralt obendrein.

Ganz und gar nicht verzweifelt ist dagegen der Hamburger Lennart A. Salomon alias Jerobeam: Schöner Rumpeln! lautet seine Devise, wie man auf dem Album Confidential Breakfast hören kann. Geboten wird hier Klassisches, im Rumpelsound verpackt: Es knarrt und scheppert, doch zwischen den rostigen Saiten der Billiggitarren, zwischen Surfzitaten, Beatles-Chören und James Brown-Funk-Splittern, zwischen dem Kaleidoskop rotierender Retro-Stile steckt die reine Schönheit selbst. Eine hart geschlagene Gitarre, ein dünnes Stimmchen, gesungen in ein Mikrofon, das vielleicht schon zu Star-Club-Zeiten seinen Dienst tat. Jerobeam liebt die Popmusik ganz besonders im Stadium ihrer Vorvollendung. Dieser Pop ist voller Sehnsucht und Schönheit, voller verrückter Verspieltheiten – aber immer auch von der Idee beseelt, dass Perfektion nicht alles ist. Schön schmutzig und schmuddelig soll es klingen. Deshalb liebt es Lennart A. Salomon, sich seine Gitarren auf dem Flohmarkt zu kaufen. Und das hört man: So swingen die Sixties in der Lo-Fi- Ausgabe, ungeheuer charmant und wie aus dem Ärmel geschüttelt. Jetzt ist der Mann in der Tanzhalle zu Gast. Marek Storch

Kimono: Di, 28.2., 22 Uhr, Astra-Stube Massaya Soundsystem: Fr, 24.2., 23 Uhr, Fundbureau Two Gallants: Mo, 27.2., 20 Uhr, Molotow Jerobeam: Do, 23.2., 21 Uhr, Tanzhalle