Gespräche bei AEG Nürnberg abgebrochen

Bei Sozialplan liegen IG Metall und Electrolux mehr als 200 Millionen Euro auseinander. IG Metall fordert Vermittler

NÜRNBERG dpa/ap ■ Bei AEG wurden die Verhandlungen gestern überraschend abgebrochen. Einen neuen Termin gibt es nicht. Die IG Metall warf der schwedischen AEG-Mutter Electrolux vor, sich nur im „Hundertstelbereich“ zu bewegen.

Der schwedische Konzern will das AEG-Hausgerätewerk in Nürnberg bis Ende 2007 schließen, weil sich Waschmaschinen und Geschirrspüler in Polen und Italien billiger herstellen lassen. Electrolux gibt an, dass jede AEG-Waschmaschine aus Nürnberg einen Verlust von 60 Euro bedeute; bei Geschirrspülern betrage das Minus 45 Euro. Seit dem 20. Januar streiken die 1.750 Beschäftigen, um einen besseren Sozialplan durchzusetzen. Sie hoffen, dass die Werksschließung für Electrolux so teuer wird, dass der Konzern einlenkt.

Gestern trafen sich die IG Metall und Electrolux zu ihrer sechsten Gesprächsrunde. Zunächst sah es so aus, als würden die Verhandlungen konstruktiv verlaufen. So reduzierte die IG Metall ihre Forderungen um rund 10 Prozent. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft 400 Millionen Euro für Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen verlangt. Nun verzichtete sie auf etwa 45 Millionen Euro. So sollten die Beschäftigten nur noch 2,7 statt bisher 3 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr erhalten.

Das AEG-Management zog sich daraufhin zu Beratungen zurück – und erhöhte ebenfalls das Angebot. Electrolux wollte ursprünglich nur rund 100 Millionen Euro zahlen. Diese Offerte wurde um 15 Prozent erhöht. Die IG Metall lehnte prompt ab: „Ich sehe keine Veranlassung dazu, in diesem Tempo weiterzuverhandeln“, sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer.

Die Gewerkschaft fordert nun einen neutralen Vermittler. Noch gestern Morgen hatte Verhandlungsführer Werner Neugebauer diese Initiativen des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) abgelehnt. Ob tatsächlich ein Vermittler eingeschaltet wird – darüber entscheidet heute die Tarifkommission der IG Metall. Über mögliche Kandidaten wurde nichts bekannt. Sie müssten jedoch auch von AEG getragen werden, sagte Neugebauer. „Wir wollen einmal ausloten, ob das hilft.“

Electrolux signalisiert, dass man zu neuen Verhandlungen bereit sei. Produktionsvorstand Horst Winkler zeigte sich „absolut enttäuscht“, dass die Gespräche gestern abgebrochen wurden. „Wir haben in der Sache hart und gut verhandelt.“ UH