ZEIT RÜCKWÄRTS DREHEN: !eneleH ,ollaH

Satans-Anbetungen seien da eingebaut, behaupteten die Älteren

War heute im Keller und habe ein paar alte Schallplatten in die Finger bekommen. Jetzt sitze ich vorm Plattenspieler und bin metertief abgetaucht. „Hör dir die neue Scheibe von Black Sabbath an! Das dritte Lied. Aber nicht vorwärts, sondern rückwärts“, hieß es zu meiner Schulzeit irgendwann in den Achtzigern. Wenn man den Song rückwärts laufen ließe, könne man einen anderen Text hören. Satans-Anbetungen seien da eingebaut. Meist irgendwelche Älteren aus der Zwölften oder Dreizehnten behaupteten das. Sie kamen immer an die coolsten Scheiben. Und zwar deshalb, weil sie einen kannten, der einen kannte, dessen Cousin der Experte schlechthin war im Schallplattenrückwärtshören.

Schließlich kursierten gar Gerüchte, selbst Chris de Burgh habe irgendwo ein Lied versteckt, das rückwärts eine teuflische Botschaft beinhalte! Das waren vielleicht Zeiten. Heutzutage macht das ja keiner mehr. Die Ära der Rückwärtsbotschaften in der Musik scheint irgendwie vorbei. Und einen Plattenspieler haben ohnehin nur noch die wenigsten. Schade eigentlich. Aber schön wäre das schon, mal den aktuellen Popsternchen mit der Nadel auf den Zahn zu fühlen.

Als ich nachmittags in Mitte unterwegs bin, fasse ich mir ein Herz, gehe in ein großes Elektronikfachgeschäft und spreche einen Verkäufer der Musikabteilung an: „Entschuldigung, eine Frage. Gibt’s von Helene Fischer denn eigentlich auch was auf Vinyl?“ Er mustert mich kurz von oben nach unten, und dann klickt er sich eine Weile durch seine Datenbank.

„Nee, tut mir leid“, antwortet er schließlich. „Von der Fischer – nichts zu machen. Die gibt’s nur auf CD. Oder eben als MP3.“ Kurz halte ich inne. „Kann man MP3s denn eigentlich auch rückwärts abspielen?“, frage ich.

„Mit der entsprechenden Software – gar kein Problem“, sagt er. „Aber das klingt auch nicht wesentlich besser.“ JOCHEN WEEBER