Joachim Bauer: Regelmäßig Staub gesaugt

Als Feministen machen wir Männer eine eher lächerliche Figur. Interessant finde ich, dass Frauen im Wissenschaftsbetrieb oft ein besseres Verständnis für das haben, was einen lebenden Organismus ausmacht. Männer, deren Gehirn erwiesenermaßen eine leicht autistische Schlagseite hat, neigen dazu, Lebewesen als Maschinen zu betrachten, die nur nach egoistischen Prinzipien arbeiten. Wir haben deshalb auch, was die Jungs betrifft, einen Mangel an guten, sich kümmernden Vätern. Zu meinem Bild von mir als Mann zählen auch Eigenschaften, die man traditionell als weiblich bezeichnet: Fürsorglichkeit und Emotionalität. Als unsere beiden Kinder noch zu Hause waren, habe ich für sie einige Jahre Mittagessen gekocht, weil meine Frau ganztags arbeitete. Ich glaube, dass Männer, die keine Nähe zu ihren heranwachsenden Kindern suchen, ein erhöhtes Depressionsrisiko haben. Natürlich beteilige ich mich beim Abspülen. Und als wir noch keine Putzfrau hatten, war ich regelmäßig mit dem Staubsauger zugange.Joachim Bauer, 58, ist Neurobiologe und Arzt. Sein Bestseller „Warum ich fühle, was du fühlst“ erschien 2005.