Nashornmassaker

TIERE Die Wilderei in Südafrika nimmt zu. Jetzt will die Regierung den Handel mit Hörnern legalisieren

BERLIN taz | Das Nashorn ist ein begehrtes Tier – nicht nur bei Touristen und Trophäensammlern, sondern zunehmend auch unter wohlhabenden Kranken und Wundergläubigen. Die Nashornwilderei hat deshalb in Südafrika in diesem Jahr dramatisch zugenommen.

Allein bis Juni seien 461 Nashörner illegal getötet worden, teilte das Umweltministerium in Johannesburg mit. 2012 waren es insgesamt 668. Mit 20.000 von 25.000 Exemplaren beherbergt Südafrika die größte Nashornpopulation in Afrika, laut WWF fast 75 Prozent aller Nashörner weltweit. Die Rhinozerosse werden getötet, weil ihre Hörner in Südostasien, vor allem in Vietnam und China, als Heilmittel sehr begehrt sind und inzwischen in Pulverform bis zu 50.000 Euro pro Kilogramm bringen. Wurde das Horn früher im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt, ist daraus nun eine teure Lifestylemode geworden: „In Vietnam gilt es heute als chic und wird als Mittel gegen Kater, Fieber und Krebs benutzt“, sagt Sylvia Ratzlaff von WWF Deutschland.

Südafrika erwägt angesichts der zunehmenden Wilderei die Freigabe des Handels mit den Hörnern, der seit 1977 international verboten ist. Die Regierung in Pretoria wird einen entsprechenden Vorschlag bei der nächsten Artenschutzkonferenz 2016 einbringen. Tier- und Naturschutzverbände kritisieren diese Initiative. Daniela Freyer von Pro Wildlife befürchtet, dass eine Handelsfreigabe die Nachfrage nach Nashornpräparaten weiter anheizen könnte. Der legale Handel schaffe einen „perfekten Deckmantel für den Schwarzmarkt“. Die Pläne Südafrikas könnten auch Nashornbestände in anderen Ländern gefährden. Das fürchtet auch Ratzlaff. „Das ist eine reine Verzweiflungstat“, sagt sie zu dem Vorschlag aus Südafrika. BEHRANG SAMSAMI