Gesucht: Die Mörder-Ente

Infizierte Zugvögel, die ihre tödliche Ladung über Hühnerfabriken abwerfen – seit Monaten müht sich der Naturschutzbund NABU dieses Horrorszenario zu widerlegen. So auch gestern: „Dass Zugvögel das Virus übertragen, ist noch nicht nachgewiesen“, sagt Bernd Quellmalz vom NABU Hamburg. Die bisherigen Fundorte passten nicht zu den Zugrouten, und die gefundenen Schwäne seien auch nicht auf der Durchreise gewesen. Auf welchen anderen Wegen das Virus aber nach Rügen gekommen sein könnte, darüber rätseln die Experten. Es sei denkbar, dass H5N1 schon längere Zeit „im Umlauf“ ist und erst in diesem Jahr wegen des strengen Winters zugeschlagen habe, sagt der Ornithologie-Experte des NABU, Markus Nipkow. Möglich sei auch, dass es eine Vogelart gibt, die mit dem Virus infiziert ist ohne daran zu erkranken, etwa Enten, die laut Nipkow „eine Menge vertragen“. Die müssten so widerstandsfähig sein, dass sie auch lange Strecken mit dem Virus im Getriebe zurücklegen könnten. Gegen diese Theorie spräche allerdings, dass ein solcher Vogel weltweit noch nicht entdeckt worden sei. Und: „Wenn Zugvögel die Überträger wären, hätten in Afrika schon massenhaft Vögel sterben müssen.“ Dass auch ein Habicht an dem Virus verendet ist, sei nicht verwunderlich, so Nipkow. „Der wird an einem infizierten Kadaver gefressen haben.“ Ein Fakt, das ihn beunruhige, denn es könne sein, dass sich auf diese Weise auch seltene Vögel wie Seeadler ansteckten. eib