VOGELGRIPPE: ALLES NÖTIGE IST GETAN, ALLES MÖGLICHE NICHT
: Wir könnten alle Zugvögel töten

Die Vogelgrippe ist in Deutschland angekommen. Das war unvermeidlich, denn Deutschland ist Transitland für Vögel und Zugvögel aller Art. Auch das heimische Geflügel wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann einmal mit dem Virus infizieren.

Und jetzt? Können wir, kann die Politik mehr tun gegen eine Verbreitung der Krankheit, als bisher beschlossen wurde? Die Antwort lautet: Im Prinzip immer. Die eigentliche Frage ist jedoch: Sollte man denn mehr machen? Und das ist, so die eigentliche Antwort, in der momentanen Lage nicht der Fall. Es gibt viele Gefahren auf der Welt, und der Aufwand für die Prophylaxe gegen die einzelnen Gefährdungen muss im Rahmen bleiben. Ereignisse mit hohem Schadenspotenzial und geringer Schadenswahrscheinlichkeit sind gegen die hohen Kosten abzuwiegen.

Ein mutiertes Vogelgrippevirus mit anschließender Grippeepidemie unter Menschen rund um den Globus ist eine schlimme Vorstellung. Doch wie soll eine Prophylaxe gegen eine solche Möglichkeit aussehen? Alle Zugvögel auf Verdacht töten? Das heimische Geflügel jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst, wenn die Schwärme vorüberziehen, für jeweils drei Monate auf Verdacht wegsperren? Den Warenverkehr weltweit stark einschränken? Alles keine Lösungen.

Schon die bisher ergriffenen Maßnahmen schießen teilweise übers Ziel hinaus. Tote Tiere müssen isoliert, die Tierärzte und Veterinärämter vorbereitet, die Bevölkerung gewarnt werden. Aber ansonsten bleibt nur das Warten auf den Tag X – wenn das Virus denn einmal mutieren sollte und sich direkt von Mensch zu Mensch übertragen kann. Darauf gilt es sich vorzubereiten. Das ist geschehen, die Bundesregierung hat Geld für die Pharmaindustrie bereitgestellt, damit die Produktionsanlagen für einen dann zu entwickelnden Impfstoff schon einmal aufgebaut werden. Da gilt es vielleicht zu beachten, wer dann die Profite für eine eventuelle Impfstoffproduktion einstreicht. Aber das ist bisher nur eines dieser abzuwägenden, fernen Details. REINER METZGER