Von LALON SANDER (Recherche) und Ulrike Dores und Pascal Sobotta (Grafik)

Tempora

Das Programm:

Das Überwachungsprogramm Tempora wird vom britischen Abhördienst GCHQ betrieben. Statt Firmen zur Herausgabe von Daten zu bringen, hat er sich direkt an die Quelle gesetzt: 200 Glasfaserkabel, die - in Unterseekabel zusammengefasst – Daten über den Atlantik transportieren. Es ist eine der wichtigsten Internetverbindungen der Welt. Jedes einzelne Kabel transportiert mehr als 1 Gigabyte pro Sekunde, also den gesamten Inhalt einer DVD in drei Sekunden - insgesamt schöpft GCHQ also den Inhalt von etwa 70 DVDs pro Sekunde ab.

Die Kabel:

Im Internet suchen sich Daten den schnellsten und billigsten Weg zu ihrem Ziel, nicht unbedingt den kürzesten. Da die Verbindungen zwischen Nordamerika und Europa die am besten ausgebauten sind, werden viele Daten über diesen Weg übermittelt. Zudem sind Südamerika und Afrika gar nicht verbunden, die Kommunikation läuft in der Regel auch über Nordamerika.

Die Server:

Zugleich stehen die Server der weltweit wichtigsten Unternehmen in den USA. Selbst wenn europäische Nutzer von Googlemail ihre Daten von einem europäischen Datenzentrum - in Finnland, Belgien oder Irland - abrufen, müssen diese mit den Datenzentren in den USA synchronisiert werden. Sie werden also trotzdem über den Atlantik geschickt, durch die Abhörstelle des GCHQ.

Der Umfang:

So werden Unmengen abgegriffen. „Das ist eine riesige Menge an Daten«, heißt es dazu wörtlich in einem der geleakten Dokumente. Um zielgerichteter zu suchen, werden erst einmal Daten aus Peer-to-peer-Netzwerken herausgefiltert, meist Film- und Musikdateien getauscht werden. Damit reduziert sich der Datensatz um etwa 30 Prozent. Der Rest wird nach 70.000 Suchbegriffen durchsucht, darunter Namen, Telefonnummern und Mailadressen.