In Goma herrscht die Angst vor einem neuen Krieg

KONGO Armee und Rebellen mobilisieren im Osten des Landes zu der „entscheidenden“ Schlacht

Beide Seiten stehen sich hochgerüstet am nördlichen Stadtrand von Goma gegenüber

AUS GOMA DOMINIC JOHNSON

An diesem Freitag soll sich entscheiden, ob die Demokratische Republik Kongo eine neue Kriegsrunde erleidet. Diese wird bereits vorab von allen Beteiligten als die entscheidende bezeichnet und könnte auch Nachbarländer in eine direkte Konfrontation hineinziehen. Die Friedensgespräche in Uganda zwischen Kongos Regierung und Ostkongos wichtigster Rebellenorganisation M23 (Bewegung des 23. März) werden nach Angaben von Beobachtern und Teilnehmern voraussichtlich als gescheitert abgebrochen.

Beide Seiten haben an der Waffenstillstandslinie am nördlichen Stadtrand der Provinzhauptstadt Goma starke Truppenverbände zusammengezogen. Aus höchsten Kreisen der Regierungsarmee sind extrem kriegerische Töne zu hören, die eine Vernichtung der Rebellen und Ausweitung des Krieges auf den M23-Verbündeten Ruanda selbst um den Preis Tausender Toter empfehlen. Die M23 hat den Großteil ihrer Einheiten an die Front bei Goma geschickt und wartet dort nach eigenen Angaben auf den Angriff des Gegners.

Diese Woche ist es noch ruhig, weil an den Schulen die Abschlussprüfungen stattfinden, eine Zeit, in der nicht gekämpft wird. Dann, sagen Vertreter beider Kriegsparteien, können die Gefechte wieder losgehen.

In Goma mehren sich bereits Übergriffe staatlicher Stellen auf Tutsi, die als „fünfte Kolonne“ der Rebellen verdächtigt werden. Sie reichen von Schikanen an der Grenze nach Ruanda bis zu Entführungen.

Die M23 entstand vor gut einem Jahr, als Tutsi-Generäle aus Kongos Armee desertierten. Sie übernahm die Kontrolle über einen Landstrich, der von Goma bis an die ugandische Grenze reicht, bildete eine Gegenregierung und knüpfte Allianzen mit lokalen Milizen im Hinblick auf einen Sturz der Regierung von Präsident Joseph Kabila. Nachdem die Rebellen im November 2012 Goma elf Tage lang besetzt gehalten hatten, willigte die Regierung in Friedensgespräche ein, die aber nie sehr weit kamen.

Beide Seiten stehen sich seitdem hochgerüstet am nördlichen Stadtrand von Goma gegenüber, wo sie sich zuletzt Ende Mai tagelang mit schwerer Artillerie beschossen. Inzwischen haben die Rebellen neue Kampftruppen ausgebildet und an die Front geschickt. Die Regierungsarmee erhält Verstärkung durch die 3.000 Mann starke neue UN-„Interventionsbrigade“ aus Südafrika, Tansania und Malawi, deren Mandat beinhaltet, nicht nur defensiv zu agieren, sondern auch aus eigenem Antrieb heraus Offensiven gegen Rebellen zu führen. Aus Regierungssicht ist diese Brigade der Garant dafür, dass die internationale Gemeinschaft sie bedingungslos unterstützt.