JAN FEDDERSEN ZUR HOMO-EHE IN DEN USA
: Klug und typisch amerikanisch

Dass das Oberste Gericht der USA mit seinen Urteilssprüchen am Mittwoch faktisch verbot, homosexuellen Ehen nicht die gleichen Privilegien zu geben und aufzubürden, ist epochal. Hätte vor zehn Jahren irgendjemand auch nur fantasiert, dass es in den USA ein gesellschaftliches Klima geben könnte, das nicht von (homophoben) Evangelikalenmilieus beherrscht wird, sondern von einer Atmosphäre, die es inzwischen für Schwulenhasser schwierig macht, selbst in konservativen Zirkeln satisfaktionsfähig zu bleiben?

Paradox mutet nur an, dass die Urteile nur dort gelten, wo Homosexuelle in die Ehegesetze integriert sind bzw. wo so etwas wie eingetragene Lebenspartnerschaften zu schließen staatlich möglich ist. Nicht berührt sind die Gesetze in den meisten US-Bundesstaaten, in denen eine Eheschließung von Homosexuellen ausdrücklich untersagt ist. Aber: Diese Verbote werden nicht haltbar sein.

Der Supreme Court hat rechtslogisch den Weg gewiesen, wie der Ausschluss von gleichgeschlechtlichen Paaren von der Möglichkeit der Ehe unterminiert werden kann: Was in einem Bundesstaat nicht verboten ist, kann von anderen Bundesstaaten nicht konterkariert werden.

Natürlich könnte man sagen, dass auch in den USA dem schwulen und lesbischen Weg der Gleichheit vor dem Gesetz wieder nicht alles eingeräumt wurde. Für jede kleingehaltene Gruppe war der Kampf um Anerkennung und gleichberechtigte Teilhabe am politischen Leben zäh. Man muss sich erstreiten, was einem vorenthalten wird. Gleiche Bildungschancen, Verbot der Sklaverei, das Wahlrecht und so weiter. Aber Siege im Kleinen schmecken oft besser als solche, die per Dekret erlassen werden. Für die Unterlegenen, die ideologisiert Heterosexuellen, sind das keine guten Nachrichten. Mögen sie von ihren Göttern getröstet werden.