Auflagen gesenkt

Der Geisterzug in Köln findet nun doch wieder statt

Köln wird seine närrischen Geister nicht los: Jetzt gibt es am Karnevalssamstag doch wieder einen Geisterzug. Seit 1992 gibt es den Termin für den unorganisierten Karneval.

Die Veranstalter hatten den alternativen Gratis-Umzug in diesem Jahr zunächst aus Geldmangel abgesagt (taz berichtete). Der Zug verschlingt jedes Jahr mehr als 10.000 Euro. Den größten Teil kosten die Auflagen der Stadt für Verkehrssicherung, Ordner und Sanitätsdienste. Daraufhin wurde im Internet zu verschiedenen „wilden“ Geisterzügen aufgerufen. Das rief die Polizei auf den Plan: Sie fürchtete Auseinandersetzungen bei der Auflösung der nicht angemeldeten Veranstaltungen und wandte sich Hilfe suchend an den Verein „Ähzebär“, der den Geisterzug seit Beginn organisiert. Der lädt nun „aus Verantwortungsbewusstsein“ wieder offiziell ein, zumal die Auflagen von Stadt und Polizei etwa für Sicherungsmaßnahmen gesenkt wurden.

Gedacht als karnevalistische Plattform für die Forderungen von Vereinen, „deren Interessen sonst eher nur am Rande wahrgenommen werden“, so Geisterzug-Gründer Erich Hermans, wurde wie beim offiziellen Festzug jedes Jahr ein neues Motto ausgerufen. Mal ging es um Integration, mal um Armut, mal um Kölner Filz und Klüngelpolitik. Gern passierte der Geisterzug auf seiner Strecke auch mal Arbeitsagentur oder Parteizentralen. Doch Teilnehmer, die das gesetzte Thema aufgriffen oder aktuelle Politik kommentierten, blieben die Minderheit. Ebenso phantasievolle Kostüme. Auch wollten sich nur wenige Nicht-Narren mit einer Spende an den Kosten beteiligen.

In diesem Jahr beginnt der Zug am Karnevalssamstag, um 19:00 Uhr auf dem Roncalliplatz vor dem Dom, führt durch die Innenstadt und endet am Zeitungsbrunnen Ecke Berlich/Breite Straße. Die Veranstalter fordern jetzt alle Teilnehmer auf, den Karnevalszug besonders als Forum für alternativ-politische Forderungen zu nutzen.

JÜRGEN SCHÖN