Das ABI – politische Bildung muss sein

Sozialdemokratisch und emanzipatorisch für die Einwanderungsstadt Berlin

August Bebel gehört zu den großen Vordenkern der Sozialdemokratie und vertrat zu Lebzeiten die fortschrittliche Meinung, dass nichteuropäische Kulturen, wie die des Morgenlandes, einen großen Einfluss auf unsere moderne Gesellschaft hätten. In der vergangenen Woche wäre Bebel 170 Jahre alt geworden.

Heute ist der Politiker der Namenspatron des August Bebel Instituts (ABI) in Berlin, das sich an Bebels Ideen orientiert. Wie Ingo Siebert, Stadtsoziologe und Leiter des Instituts, in einem Gespräch mit der taz berichtete, habe man das Institut nach Bebel benannt, da er ein wichtiger Begründer der Sozialdemokratie gewesen sei.

Im Jahr 1947 gründeten sozialdemokratische Verleger aus Berlin das August Bebel Institut, um beim Wiederaufbau einer sozialen und demokratischen Gesellschaft zu helfen. In dem Haus der Wannsee-Konferenz, in dessen Räumen fünf Jahre zuvor die Deportation der Menschen jüdischen Glaubens in deutsche Konzentrationslager organisiert worden war, bildeten bekennende Sozialdemokraten wie Otto Suhr und Ernst Reuter in Seminaren über politische Ökonomie KommunalpolitikerInnen für Berlin aus.

Inzwischen ist das Institut in den Wedding umgezogen. Wie Ingo Siebert berichtete, sei die politische Bildung immer noch die Hauptaufgabe des Instituts. Die Einrichtung stehe der Berliner SPD nahe und sei offen für alle, die sich für politische Diskussionen interessierten. „Wir versuchen, einen Raum für politische Auseinandersetzungen zu bieten“, erklärte Siebert, der das Institut seit 2007 leitet und selbst aktives Mitglied der SPD ist. Zu seinem Team gehören fünf Leute, die sich mit ihm um die institutseigene Bibliothek, die Galerie im Kurt-Schumacher-Haus, die Organisation der Veranstaltungen und die Kommunikation mit den DozentInnen und ReferentInnen kümmern.

Auf handwerklicher Ebene bieten diese Pressearbeits- und Moderationskurse für politisch interessierte Menschen oder Seminare für SchülervertreterInnen an. Inhaltlich befassen sich die Veranstaltungen mit der Stadt- und Kommunalpolitik, der Zeitgeschichte und der aktuellen Politik. Hier sei es wichtig, alle Themen so aufzuarbeiten, dass sie die „Einwanderungsstadt Berlin“ abbildeten, wie der Institutsleiter erklärte.

In Berlin treffen viele Kulturen aufeinander. Auch Bebel hatte ein ausgeprägtes Interesse an anderen Kulturen. In einer Veranstaltungsreihe befasste sich das ABI im vergangenen Jahr mit der deutsch-türkischen Geschichte der Stadt. Unter anderem untersucht das Institut, inwiefern die EinwanderInnen aus der Türkei die Streikkultur der Gewerkschaften beeinflusst haben.

Zudem werden Seminare angeboten, die sich mit den Medienbildern in Deutschland über die Türkei und umgekehrt befassen. „Die Motivation für uns lag darin, dass in Berlin viele Menschen mit türkischen Wurzeln in der Stadt leben und etwas über ihr eigenes Heimatland erfahren wollen“, erklärte der Institutsleiter.

In Punkto Veranstaltungen arbeite das ABI auch gerne mit Gruppen zusammen, die einen emanzipatorischen Ansatz hätten und neben dem politischen Diskurs auch konkrete Impulse für die Stadtpolitik leisten wollten, sagte Siebert.

Am 13. März organisiert das Institut zum Beispiel eine Veranstaltung, auf der über die Schullandschaft Berlins und die Umsetzung der Schulreform diskutiert werden soll.

Auf der Gästeliste stehen neben Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) und BVV-Politikern auch Schüler- und ElternvertreterInnen. Siebert sagte dazu: „Wir wollen kontroverse Diskussionen führen und laden deshalb immer ein breites Spektrum von Leuten ein.“

Wer Interesse hat, an der Diskussion teilzunehmen, oder Ideen oder Vorschläge für Veranstaltung hat, findet weitere Informationen auf: www.august-bebel-institut.de LUKAS DUBRO