Die Strandbar nebenan

KONKURRENZ Am Elbstrand im Hamburger Stadtteil Övelgönne hat eine zweite Bar aufgemacht. Doch zwei sind den Anwohnern eine zu viel

Riesige Containerschiffe schieben sich greifbar nah die Elbe runter, im Hintergrund glitzern Kräne und Container in der untergehenden Sonne. Bei gutem Wetter warten die Gäste der beiden Bars am Hamburger Elbstrand schon mal zwanzig Minuten auf ein Bier oder ein Fischbrötchen. Fremde Stimmen, Küchengeklirre: Die Stimmung ist entspannt.

Dann klirrt eine Glocke: „Letzte Runde für heute“, ruft ein junger Mitarbeiter des Strandkiosks „Ahoi“. Einige stehen direkt auf, andere gucken auf die Uhr. Es ist Viertel vor zehn. „Junge, das nenne ich mal schlechten Geschäftssinn“, raunt ein Typ Ende dreißig mit Poloshirt.

Keine zwanzig Meter neben dem „Ahoi“ läuft die „Strandperle“ auf Hochbetrieb. „Ahoi“-Geschäftsführer Fatmir Rusani verweist Besucher nach 22 Uhr an die Konkurrenz: „Nebenan können Sie noch was kaufen. Die haben länger auf.“

Viele Jahre war die „Strandperle“ die einzige Bar am Elbstrand. 2011 machte das „Ahoi“ auf, seitdem schlagen sich die Betreiber mit Beschwerden, Polizeibesuchen und Post vom Bezirksamt herum. „Der Strandkiosk animierte bislang überdurchschnittlich viele Anwohner, sich bei uns zu beschweren“, sagt Nils Fischer, Sprecher des Bezirksamts Altona. Das „Ahoi“ reize seine Auflagen aus, die Gäste seien zu laut, würden auf dem Heimweg betrunken in Vorgärten pinkeln.

Vor einigen Wochen ging wieder ein anonymer Beschwerdebrief ein. „Die Anwohner stellen uns als Anfang einer Partymeile dar“, sagt Fatmir Rusani, der jüngere Bruder des Inhabers. Dabei fänden die eigentlichen Partys doch in den freien Strandabschnitten statt. „Da bringen sich die Leute ihre Getränke und Musik selber mit, da habe ich aber keinen Einfluss drauf“, sagt Rusani. Früher habe das „Ahoi“ abends auch länger geschlossene Gesellschaften bewirtschaftet – hinter verschlossenen Türen. In diesem Jahr haben die Rusanis allen abgesagt.

Als „Ahoi“-Inhaber Vullnet Rusani das ehemalige Kühllager am Elbstrand erwarb, stand das Projekt Strandkiosk gleich auf der Kippe: Die Övelgönner verteidigen ihre Ruhe, klagten gegen die Eröffnung. Die Schließungszeit von 22 Uhr war die Auflage, damit Rusani überhaupt eine eigene Gastronomie eröffnen durfte.

Auch der Mitinhaber der „Strandperle“, Jens Fintelmann, kennt Probleme mit den Övelgönnern: „Bei uns gehen auch ständig Beschwerden ein. Aber das sagen uns die Anwohner persönlich.“ Fintelmann und die anderen Mitinhaber sind selber Anwohner, sie sind teilweise in Övelgönne aufgewachsen. „Von den beiden Gastrobetrieben hört man oben selber gar nicht viel. Die Docks sind lauter“, findet Fintelmann. Nervig sei allerdings der Abreiseverkehr.

Die „Strandperle“ schließt daher auch meist gegen 23 Uhr – obwohl sie länger dürfte: Die Konzession stammt noch von 1910 und legt keine Öffnungszeiten fest.  NADINE RÖSCH