Die Fenster bitte immer schön geschlossen halten

POLIZEI Rund um das Schloss Charlottenburg sollen Anwohner Personen melden, die sie nicht kennen

„Halten Sie Ihre dem Flughafen zugewandten Fenster/Türen geschlossen“, steht auf dem DIN-A4-Blatt für die Anwohner nördlich des Flughafens Tegel. „Aus Sicherheitsgründen dürfen die Mülltonnen nicht näher als 30 Meter an die Fahrbahn der Avenue Jean Mermoz gestellt werden.“ Wer in der Nähe des Schlosses Charlottenburg wohnt, muss an diesem Mittwoch seinen Ausweis dabeihaben, um in den Sicherheitsbereich zu kommen – bis zur eigenen Wohnung geleitet dann sogar eine Polizeieskorte. Auch hier sind Fenster geschlossen zu halten. Schließlich isst Barack Obama im Schloss mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Abend. „Achten Sie auf Personen, die Sie in Ihrem Wohngebiet nicht kennen“, heißt es zudem in der Anwohnerinformation der Polizei. „Verdächtige Feststellungen“ sollen bitte telefonisch gemeldet werden.

Wer bei den prognostizierten 33 Grad dennoch sein Fenster öffnet, muss damit rechnen, dass die Polizei an der Tür klopft oder eine Lautsprecherdurchsage macht. Rechtsgrundlage ist das Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in Berlin, in dem es gleich im ersten Paragrafen heißt: „Die Ordnungsbehörden und die Polizei haben die Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung abzuwehren.“ Und wenn der US-Präsident in der Nähe ist, könnte schließlich hinter jedem Fenster ein Attentäter mit einem Scharfschützengewehr stecken.

Bereits in der vorletzten Woche entdeckten Hobbyflugzeugfotografen das erste in Tegel landende Transportflugzeug der US-Air-Force, am Sonntag vier weitere. An Bord: alles, was ein Präsident für die Sicherheit so braucht, etwa eine gepanzerte Limousine.

Wo genau der Präsident langfährt, gibt die Polizei vorher nicht bekannt. Die Straßen werden kurzfristig und weiträumig gesperrt. Sogar der U-Bahn-Verkehr stoppt kurzzeitig, sobald der Konvoi mit den mehreren dutzend Fahrzeugen eine Linie kreuzt. Die Schifffahrt auf der Spree wird komplett eingestellt. Polizisten haben Gullydeckel verschweißt und Papierkörbe entfernt. Wenn die Air Force One landet und abhebt, wird der sonstige Flugverkehr unterbrochen.

Am Mittwochabend verlässt Obama Berlin und überlässt die Stadt wieder ihren Bewohnern. In den Transportflugzeugen muss dann noch Platz gefunden werden für die Geschenke des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit: Barack Obama bekommt ein Brandenburger Tor aus Porzellan, Michelle eine Vase, die beiden Töchter bunte Buddy-Bären und T-Shirts mit Berlin-Motiven. SEBASTIAN HEISER