ORTSTERMIN: DJ BOBO IN DER HAMBURGER SPEICHERSTADT
: „Und alle schön locker mitklatschen“

Durch den Mittelgang schiebt sich ein kleiner Mann in schwarzen Lederstiefeln, die bis knapp unters Knie reichen

Aus schwarzen Boxen wummern Beats. Fast jeder Platz in einem Saal der ehemaligen Kaffeebörse in der Hamburger Speicherstadt ist besetzt. 200 Leute sind es bestimmt, darunter viele junge, manche haben ihre Mütter mitgebracht. Alle tragen ein neon-orangenes Bändchen ums Handgelenk: „DJ Bobo“ steht da, in Silber. Auf der Bühne: drei Mikrofone, ein Schlagzeug, ein großes Transparent. „DJ Bobo“ steht da drauf.

Das Licht wird gedämpft, Scheinwerfer beleuchten die Bühne. Durch den Mittelgang schiebt sich ein kleiner Mann in engen, schwarzen Jeans, schwarzem Jackett und schwarzen Lederstiefeln, die bis knapp unters Knie reichen. Es ist halb drei – am Nachmittag. Und DJ Bobo, bürgerlich René Baumann, begrüßt seine Gäste zu „einem außergewöhnlichen Nachmittag“. Der Schweizer Musiker stellt sein neues Album „Fantasy“ vor, ab Mai tourt er damit durch Deutschland.

Seine große Zeit hatte René Baumann in den 90ern, da war er mit „Everybody“ auf Platz zwei der deutschen Single-Charts und füllte in die großen Hallen. In letzter Zeit war weniger von ihm zu hören. „Steht auf und begrüßt meine Band!“ fordert Bobo. Seine Frau, Nancy, blond, steht ebenfalls auf der Bühne, als Sängerin. Die andere Sängerin ist auch blond, beide tragen ein schwarzes Shirt auf dem in Glitzersteinen „DJ Bobo“ steht. Die Ohrringe glitzern auch und die Armbänder. Um die Hüften tragen die zwei einen Gürtel, mit LED-Leuchtanzeige, über die abwechselnd die Schriftzüge „DJ Bobo“ und „Fantasy“ laufen.

„Ich spiele jetzt ein, zwei Songs“, sagt Bobo. „Feel the magic of the mountains“ kommt aus den Boxen. Bobo schaut ernst, schließt die Augen, umfasst das Mikrofon mit beiden Händen und singt. Playback. Er greift nach oben, zum Himmel. „Touch the sky!, heißt es auch in dem Song. Bobo greift zum Herzen: „The passion of freedom is in your heart!“ Nach zwei Stücken darf das Publikum Fragen stellen: „Wie viele Konzerte gibst du im Jahr?“ – „Das ist unterschiedlich, in einer aktiven Zeit um die 60.“ – „Warum heißt du DJ Bobo? Das hat doch eher mit Auflegen und so zu tun…“

Ein Zuhörer fragt, warum Bobo noch immer so bescheiden, so ruhig, so menschlich, „ja so wie wir alle“ sei. „Ich bin wie ihr alle“, sagt Bobo. Er lächelt. Die Sängerinnen lächeln auch. Weil er eine Frau habe und zwei Kinder. „Wenn nachts um drei die Windeln voll sind“, sagt Bobo, „ist nichts mehr mit Superstar“. Ob Bobo denn immer noch gerne auf Schlagerfestivals spielen würde? Wie damals in Essen? Bobo kann sich nicht erinnern. „Wie hieß das Festival?“ Das wüsste sie auch nicht, sagt die Fragestellerin, aber das wäre zu der Zeit gewesen, als „Let the dream come true“ raus war und „ihr diese schlafanzugartigen Kostüme anhattet“. Bobo ist geschmeichelt. „Dass du so tief kramen musst… Dafür spiele ich den nächsten Song nur für dich.“

Bobo will, dass die Zuhörer aufstehen und „schön locker mitklatschen“. Zwei Stücke aus „Fantasy“ gibt es noch. Dann stellt Bobo seine Band vor, die hinter Plexiglas sitzt. UTE BRADE