Modern, aber verlustreich

In den neuen Leipziger Flughafen wurde rund 1 Milliarde Euro investiert. Dennoch ist das Vorzeigeprojekt nicht ausgelastet

DRESDEN ■ taz In Sachsen rieb man sich die Hände während des Gezerres um den Schönefelder Flughafen. „In weniger als einer Stunde kann man mit einem ICE von Berlin am Flughafen Halle/Leipzig sein“, brachte 2001 Kajo Schommer, CDU-Wirtschaftsminister im Kabinett Biedenkopf, die sächsische Ausweichlösung ins Gespräch. Alle ostdeutschen Flughäfen sollten zudem unter dem Dach einer Holding vereint werden und sich abstimmen.

„Ich muss mit Bedauern feststellen, dass riesige Summen ausgegeben werden, um Prestigeprojekte nach vorn zu bringen“, begründete Schommer damals seinen Vorschlag. Der Satz hätte ebenso pro domo gesprochen sein können, denn der Flughafen ist selbst ein unausgelastetes Prestigeprojekt. In der Mitteldeutschen Flughafen AG hält der Freistaat Sachsen 73 Prozent und Sachsen-Anhalt 13 Prozent Anteile. Etwa 1 Milliarde Euro wurde nach 1990 in den Flughafen investiert. Allein die zweite Landebahn Süd, die nächstes Jahr fertig werden soll, kostet 350 Millionen Euro. Sachsen hat bislang rund 450 Mio. Euro an öffentlichen Geldern zugeschossen.

Der Flughafen gilt zwar als einer der modernsten Europas und wird von Nutzern gelobt. Die jährlichen Passagierzahlen, die nach ursprünglichen Prognosen bis 2009 auf 7 Millionen Fluggäste steigen sollten, stagnieren aber seit langem bei etwa 2 Millionen. Auch der Frachtverkehr entwickelte sich nur langsam. Umso enthusiastischer wurde im Vorjahr die Ansiedlung der Post-Tochter DHL begrüßt, die Leipzig zu ihrem Luftdrehkreuz ausbauen will. Die Verluste der Flughafen-AG stiegen 2004 auf mehr als 51 Millionen Euro.

Der schnelle Ausbau des Flughafens ist durch Bürgerproteste kaum behindert worden. Eine Widerstandstradition wie etwa in Frankfurt gibt es in Ostdeutschland nicht, zumal man hier für Arbeitsplätze nahezu alles opfert. Erst mit dem Ausbau der Landebahn Nord und der DHL-Ansiedlung ist eine Bürgerinitiative gegen Fluglärm aktiv geworden. Die beabsichtigte Stationierung von Antonow-Großraumtransportern der Nato hat auch überregionale Kritik ausgelöst. MICHAEL BARTSCH