DER ENTSCHEIDENDE SATZ
:

Am 6. Juni saß Papst Franziskus mit sechs Vertretern des CLAR, des Bundes der Ordensleute Lateinamerikas und der Karibik, zusammen, und offenbar wurde da auch Klartext geredet. In der Kurie gebe es durchaus „heilige Menschen, wirklich“, sagte Franziskus, wenn man dem Erinnerungsprotokoll eines der Teilnehmer glauben darf, das in dieser Woche von einer chilenischen Website veröffentlicht wurde. Aber neben ihnen finden sich auch recht unheilige Gesellen: „Man spricht von einer Gay-Lobby, und es ist wahr, sie ist dort. Wir werden sehen müssen, was wir tun können.“

Gay-Lobby: Das will mehr sagen, als dass der eine Monsignore oder der andere Prälat schwul ist. Hier geht es um Netzwerke, die Macht ausüben, die Entscheidungen zu beeinflussen suchen. Schon nach Joseph Ratzingers Rücktritt war spekuliert worden, er habe das Handtuch geworfen, weil er mit der Reinigung der Kirche nach den zahlreichen Missbrauchsskandalen nicht vorankam.

Sein Nachfolger scheint nun entschlossen, das zu ändern. Die gleichen Töne gegen die Gay-Lobby soll er bereits mit sizilianischen Bischöfen am 20. Mai angeschlagen haben. Keiner bestätigt das – Dementis gibt es aber auch nicht. MICHAEL BRAUN