Kurzkritik: Bruckner in der Glocke
: Die Keckste

Die „Keckste“, so nannte Anton Bruckner seine sechste Sinfonie, ein Begriff, der zum Werk des Österreichischen Monumentalkomponisten so gar nicht zu passen scheint. Doch das war jetzt fabelhaft zu hören in der Wiedergabe der Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Lawrence Renes. Der präsentierte nach der achten und der fünften Sinfonie eine weitere Auseinandersetzung mit Bruckner. Die einstündige Sechste hat leider einige Längen, in die auch Renes keine Spannung hineinbringen konnte, trotzdem ist es eine helle Freude, dem Orchester mit seinen hervorragenden InstrumentalsolistInnen und Dirigenten zu folgen.

Denn es überzeugte mit einer experimentellen und expressiven Klanglichkeit, mit der Suche nach dem „Klang, der sich erst bildet“ (Bloch über Bruckner). Es bleibt allerdings ein Rätsel, warum das Solokonzert dieses Programms Richard Strauss’ vollkommen anachronistisches Oboenkonzert aus dem Jahr 1945 sein musste. „Ungefähr 1870 geschrieben“, meinte mein Nachbar. Trotzdem eine gute Gelegenheit, das Können des Solooboisten Andrew Malcolm zum Blühen zu bringen: einfach wunderbar seine leuchtenden und strahlenden Töne bei feinster Artikulation. Ute Schalz-Laurenze

Heute Abend noch einmal um 20 Uhr in der Glocke.