Kuchen für den Meister

Die Fußball-Bundesliga verteilt ihr TV-Geld nach einem neuen Modus. Wer vorn ist, kriegt mehr. Hauptnutznießer ist der FC Bayern, der vor den Verhandlungen eine Drohkulisse aufgebaut hatte

VON CHRISTIAN MEYER

Bayern bekommt mehr, Mainz bekommt mehr, alle bekommen mehr. Letztendlich sind mit dem neuen Schlüssel zur Verteilung der Fernsehgelder alle glücklich. Wenn ab dem nächsten Sommer 420 Millionen Euro pro Saison, statt wie zuletzt 300 Millionen Euro, aufgeteilt werden, erhält jeder Verein in der Manege Fußball-Bundesliga eine höhere Gage. Allerdings täuscht die Harmonie über einen zähen Kampf hinweg. „Es war ein Gewaltakt, das hinzubekommen“, sagte Wolfgang Holzhäuser, Vizepräsident des Ligaverbandes DFL, der taz. „Wenn 32 Vereine, die im gegenseitigen Wettbewerb stehen, miteinander verhandeln, vertreten sie natürlich unterschiedliche Interessen.“ Es sei ein guter Kompromiss zwischen den Interessenlagen herausgekommen.

Fakt ist: Die Garantiesumme, die bislang alle Clubs aus dem Topf greifen konnten, fällt weg. Kohle gibt es künftig nur nach Leistung. Ausschlaggebend sind die Ergebnisse der letzten vier Spielzeiten, die bis hin zur aktuellsten Saison aufgestuft werden. Wird ein Verein in diesen vier Jahren viermal Meister und war immer Tabellenführer, kann er im 27,3 Millionen Euro einnehmen. Der schwächste Verein der ersten Liga erhält mindestens 10,7 Millionen Euro. Aktuell kassiert der deutsche Meister Bayern München zwischen 16 und 17 Millionen Euro.

„Dass es für einen Meistertitel mehr Geld gibt, ist nur fair“, sagt Klaus Allofs, Manager vom SV Werder Bremen. „Ich finde es gerecht, wenn nach sportlicher Leistung verteilt wird.“ Allofs sagt, man könne es nicht allen 36 Clubs recht machen.

Die so genannten kleinen Vereine erhalten nun im Verhältnis deutlich weniger Geld. Weil aus den erhöhten TV-Einnahmen aber insgesamt auch mehr in ihre Kassen fließt, geben sie sich versöhnlich. „Wir freuen uns, dass wir mehr Geld bekommen“, sagte der Manager des FSV Mainz 05, Christian Heidel, der taz. „Es ist doch verständlich, dass Bayern München als Top-Produkt auch mehr vom Kuchen abhaben will.“ Ein Leistungsprinzip sei gut. Almosen brauche niemand und hätte keiner verdient.

Die zweite Liga wird künftig 21,5 Prozent des Geldes erhalten, 0,5 Prozent weniger als bisher. Die untersten Glieder der Nahrungskette, die Zweitligaabsteiger, bekommen 125.000 Euro und somit eine Absicherung für die Regionalliga, wo das Fernsehgeld nahezu komplett wegbricht.

Das Ergebnis der Verhandlungen ist ein Kompromiss zwischen den Slogans: „Wir müssen zusammen leben, weil wir ein gemeinsames Produkt erzeugen“ und „Leistung muss belohnt werden“. Im Endeffekt aber haben sich die großen Vereine mit ihren Forderungen nach einem fetteren Anteil durchgesetzt – Brot für die Kellerkinder, Kuchen für den Meister.

Dabei hat das Säbelrasseln, das die Bayern im Vorfeld hören ließen, seine Wirkung nicht verfehlt. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, hatte angedroht, die zentrale Vermarktung der Live-Berichterstattung auf den Prüfstand zu stellen. Wenn der FC Bayern seine Rechte bei Premiere anbieten würde, „dann rollt man uns den roten Teppich aus, und wir würden mit einem Scheck in der Größenordnung von 75 bis 100 Millionen Euro das Büro verlassen“.

Das zentrale Vermarktungsmodell ist für die Deutsche Fußball-Liga bis 2009 vertraglich gesichert und wird grundsätzlich von den Ligamitgliedern befürwortet. „Alle haben eingesehen, dass es ein wichtiger Wert ist, den es zu erhalten gilt“, sagt DFL-Vize Holzhäuser. „Diese Ansicht hat sich in den Verhandlungen zementiert.“ Klaus Allofs geht noch weiter: „Eine dezentrale Vermarktung wäre das Ende der Bundesliga“, sagte der Werder-Manager. „Die Konkurrenzfähigkeit der Mannschaften wäre nicht mehr gegeben.“

Trotzdem fürchten bereits jetzt in den unteren Tabellenregionen einige, dass die Schere in der Liga weiter auseinander klafft. „Die schwächeren Vereine werden schauen müssen, dass sie unter diesen Bedingungen ihr Leistungsvermögen halten können“, sagt Björn Bremer, der Geschäftsführer von Bundesligaaufsteiger MSV Duisburg.

Die kleinen Vereinen müssen es sportlich nehmen: „Leistung muss weiterhin bezahlt werden“, sagt Mainz’ Manager Heidel. „Dafür stehen die Bayern ja oben. Wir können ja auch dort hinkommen – aber es ist ein weiter Weg.“

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