Hilfe bei der Inklusion gefordert

SCHULEN Mehr als die Hälfte der behinderten Kinder sollen an Oberschulen in Regel-Klassen unterrichtet werden. Die GEW fordert mehr Unterstützung

Alle Kinder gelten in der inklusiven Schule als förderbedürftig. Es wird nicht nach ‚behindert‘ und ‚nicht-behindert‘ selektiert.

■ Deutschland hat sich 2009 mit der Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention zur Einführung der inklusiven Schule verpflichtet.

■ Bremen ist bei der Umsetzung mit dem neuen Schulgesetz bundesweiter Vorreiter – zumindest bei der Rechtslage.

■ Beim integrativen Unterricht lag Bremen schon vorher bundesweit vorne: Über 40 Prozent der SchülerInnen mit Beeinträchtigungen besuchen bereits die Regelschule.

„Massive Unterstützung“ fordert die Lehrergewerkschaft (GEW) für Oberschulen, die ab dem Sommer behinderte und nicht-behinderte gemeinsam unterrichten werden. 137 von 220 Fünftklässlern mit so genanntem sonderpädagogischen Förderbedarf sind dort für das kommende Schuljahr angemeldet.

Bislang gab es gemeinsamen Unterricht in Bremen in der Regel nur an Grundschulen. Für behinderte Kinder folgte als Klasse fünf die Förderschule. Die Schulreform wird das ändern: In den kommenden Jahren sollen Förder- und Regelschulen zur inklusiven – gemeinsamen – Schule fusionieren. Bis dahin wählen Eltern behinderter Kinder zwischen Förder- und Regelschule. Im ersten Durchlauf wollte über die Hälfte die Regelschule.

„Das scheint die Bildungssenatorin überrascht zu haben“, sagt Elke Baumann, GEW-Landesvorstandssprecherin. „Sonst hätte man schon früher darüber nachdenken können, wie das Ganze laufen soll.“ Nicht ausreichend sei die Vorbereitung. „Die Lehrer an den Oberschulen sind für die neue Aufgabe nicht ausgebildet“, sagt Baumann. Und fordert mehr Fortbildungen. 22 SchülerInnen – davon fünf mit Beeinträchtigungen – sollen in den Inklusionsklassen unterrichtet werden, so plant die Bildungsbehörde. „Das ist zu viel“, sagt Baumann. Unterstützt werden sollen die Lehrerkollegien an den Oberschulen von SonderschullehrerInnen. Doch die werden erst ab August angestellt – wenn auch die neuen Schüler kommen. Die GEW fordert, dass die SonderpädagogInnen schon jetzt an den Oberschulen anfangen, um die pädagogischen Konzepte vor Ort vorzubereiten.

Bei der Bildungsbehörde weist man die Kritik von sich. „Man tut so, als kämen diese Kinder vom Mond“, sagt Sprecherin Karla Götz. Lange seien die Schulen auf die Inklusion vorbereitet worden. Götz räumt aber ein, über die tatsächliche Zahl der Anmeldungen „erst ein bisschen überrascht“ gewesen zu sein. „Aber wir haben den Eltern dieses Recht im Gesetz eingeräumt“, sagt sie, „es ist klar, dass sie davon auch Gebrauch machen“.

Nur ein „Maximalwert“ sei die kritisierte Zahl von fünf behinderten Kindern pro Inklusionklasse. Die Behörde rechne mit weniger. Auch sei vorgesehen, dass sich „die Sonderschullehrer mit den Oberschulen nach Ostern bekannt machen“. Bis dahin laufe das Bewerbungsverfahren. Geplant seien gemeinsame Fortbildungen. Allerdings: „Wir müssen noch hinkriegen, dass das klappt.“ Bis August arbeiten die SonderschullehrerInnen noch an den Förderzentren. AG