Kältetod

Erstes Winteropfer: In Neugraben wurde ein obdachloser Mann tot in seinem Zelt aufgefunden

Die Rekordkälte der vergangenen Nächte hat ein Mensch in Hamburg nicht überlebt. Nach Angaben der Polizei fand eine Spaziergängerin gestern die Leiche eines erfrorenen 40 Jahre alten Obdachlosen in einem Zelt auf einer Wiese nahe des S-Bahnhofs Hamburg-Neugraben.

Die Frau hatte in den Tagen zuvor bereits mehrfach mit dem Mann gesprochen und sich nach seinem Befinden in der Eiseskälte erkundigt. Als sie auch gestern nach ihm sehen wollte, fand sie ihn leblos vor. Der Notarzt, den sie umgehend alarmierte, konnte nur noch den Tod des 40-Jährigen feststellen.

Wie lange der Obdachlose bereits tot war, soll nun eine Obduktion im Institut für Rechtsmedizin klären. Offenbar hatte der 40-Jährige auch am Sonnabend in dem Zelt geschlafen. Die Nacht war mit 13 Grad unter dem Gefrierpunkt die bisher kälteste dieses Winters in Hamburg.

Die Sozialbehörde stockt alljährlich die Übernachtungsplätze für Obdachlose in der kalten Jahreszeit auf (taz berichtete). Rund 3.100 Betten werden in diversen Wohnunterkünften das ganze Jahr hindurch angeboten, weitere 200 kommen im Winter dazu. Die Unterkünfte des städtischen „Winternotprogrammes“ befinden sich in der Sportallee nahe des Flughafens sowie im „Pik As“ in der Neustadt. Zudem haben mehrere Kirchengemeinden Wohncontainer mit Übernachtungsplätzen aufgestellt. Auch die Bahnhofsmission nimmt Menschen auf, die sonst auf der Straße schlafen müssten, ebenso die Feuerwehr.

Viele Obdachlose aber ziehen es vor, auch bei Minusgraden draußen zu bleiben. Für manche ist die Straße einfach ihr Zuhause, andere ziehen die Eiseskälte der engen Gesellschaft anderer Männer und Frauen im gleichen Raum vor. Sozialarbeiter fordern deshalb schon seit Jahren, im Winternotprogramm statt der Mehrbettzimmer mehr Einzelschlafplätze anzubieten, um mehr obdachlose Menschen auch zu erreichen. EE/DPA