Was einem Glinder Szeneladen nächsten Samstag blüht
: Herrenmagazin statt -rasse

Die Mimikry mit der Mystik ist weiterhin Markenkern: Immer wieder taucht die germanische Götterwelt in der „Thor Steinar“-Kollektion auf. Im aktuellen Programm der Bekleidungsmarke heißen Jacken „Heimdall“ und „Asgard“ oder auch „Voice of Blood“. Etliche Artikel werden von Wikingermotiven geziert. Getragen wird all das immer wieder von den Teilnehmern rechtsextremer Aufmärsche.

Zu Protest gegen den dortigen, Thor-Steinar-Artikel führenden Laden „Tonsberg“ kommt es am kommenden Samstag im schleswig-holsteinischen Glinde (Kreis Stormarn) – nicht zum ersten Mal. Es sei nicht bloß ein Bekleidungsgeschäft, sagt Anna Schultz vom Jugendbündnis „Keine Zukunft für Nazis“. Er diene auch als Anlaufstelle: „Es wird versucht, einen nationalistischen Lifestyle zu etablieren und Menschen an die rechte Szene heranzuführen.“ Jetzt soll ein Konzert der Bands „Liedfett“ und „Herrenmagazin“ die seit längerem stattfindenden Gegenaktionen unterstützen.

Am 16. September 2011 eröffnete Uwe Meusel „Tonsberg“. Immer wieder haben Gegner seitdem Mahnwachen vor dem Geschäft abgehalten. Ende 2012 dann drohte der Betreiber rechtliche Mittel an: Da führten die Aktionen offenbar zu Umsatzeinbußen. „Das ist doch mal eine positive Nachricht“, sagte damals Johannes Ratzek vom Bündnis „Glinde bleibt bunt“, das die Mahnwache mit verantwortet.

Ende vergangenen Jahres dann unterlag der Vermieter der Immobilie vor dem Landgericht Lübeck: Er hatte „Tonsberg“ loswerden wollen und angegeben, beim Vertragsschluss arglistig getäuscht worden zu sein. Beweise für einen erst nach Unterzeichnung ausgetauschten Vertrag konnte er aus Sicht des Gerichts aber nicht erbringen. Vorher hatte Mieter Meusel fallenlassen, einer Vertragsauflösung zuzustimmen – gegen 200.000 Euro.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Alle Infos zum Aktionstag gegen „Tonsberg“: www.keine-zukunft-fuer-nazis.info.