Megafusionen in der Stahlbranche sind unvermeidlich
: Wachsen oder sterben

Die Elefanten der Stahlbranche bitten zur Hochzeit. Der Weltmarktführer Mittal Steel schluckt Europas größten Stahlproduzenten Arcelor und treibt die Konzentration in der Stahlindustrie voran. Denn in kaum einer Branche zählt Größe so sehr wie im Stahlgeschäft, das in den letzten Jahren vor allem vom Energie- und Rohstoffhunger der asiatischen Märkte getrieben wird. Die globale Rohstahlproduktion steig seit 1999 um 34 Prozent auf 1,05 Milliarden Tonnen.

Der traditionell von vielen Produzenten beherrschten Stahlbranche machte der neue Boom auch zu schaffen. Die Preise für Koks und Erz sind explodiert – um über 100 Prozent seit 1999. Viele kleine Stahlanbieter konnten den mächtigen Rohstofflieferanten wenig Preisdruck entgegensetzen, denn nur drei Lieferanten kontrollieren 75 Prozent des weltweiten Erzmarktes. Mit der Konzentration ihrer Nachfragemacht versuchen die Stahlbarone seitdem, die steigenden Produktionskosten aufzufangen. Das funktioniert gut. Nach Jahren der Krise verdienen die Stahlproduzenten hervorragend und verbessern ihre Positionen durch weltweite Zukäufe.

Deutschlands größter Stahlproduzent ThyssenKrupp ist der lachende Dritte von Mittals Megadeal: Wohl als Konzession gegenüber der europäischen Kartellaufsicht verkauft Mittal Steel den kanadischen Hersteller Dofasco an die Deutschen: Eine perfekte Ergänzung für ThyssenKrupp, denn der kanadische Hersteller von hochwertigem Stahl für die Autoindustrie ist für die Deutschen der Türöffner für den amerikanischen Automarkt. Als Autozulieferer macht ThyssenKrupp in Europa bereits 40 Prozent seines Umsatzes. Durch die Übernahme bekommen die Deutschen auch Zugriff auf die wertvolle Erzmine der Kanadier.

Das Fusionsfieber auf dem Stahlmarkt wird weiter steigen: In einer Studie schätzen Marktforscher von McKinsey, dass sich in zehn Jahren vier Produzenten 80 Prozent des Stahlmarktes aufteilen. Ihre Geschäftsaussichten sind glänzend: Solange der asiatische Rohstoffhunger nicht nachlässt, werden die Kassen klingeln. TARIK AHMIA