Flut wird Katastrophe, Merkel macht den Schröder

WETTER Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland sowie bei den Nachbarn – Kanzlerin will helfen

BERLIN dpa/taz | Die Hochwasserlage hat sich im Süden und Osten Deutschlands sowie den benachbarten Ländern am Sonntag dramatisch zugespitzt. Mehrere Städte und Landkreise in Bayern und Sachsen riefen Katastrophenalarm aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte den vom Hochwasser am stärksten betroffenen Ländern die „volle Unterstützung“ der Bundesregierung zu. Wenn nötig, sei auch ein Einsatz der Bundeswehr möglich, sagte sie laut einem Regierungssprecher. Politische Beobachter fühlten sich prompt an den Wahlkampf des Jahres 2002 erinnert. Damals hatte sich Gerhard Schröder (SPD) mit Besuchen im Hochwassergebiet an der Elbe die Kanzlerschaft gesichert.

Am Wochenende fluteten überlaufende Flüsse viele Straßen in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg. Nach tagelangem Dauerregen drohte Passau ein neues Jahrhunderthochwasser. Der bisherige Rekord war erst 2002 erreicht worden. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) berief ein Krisentreffen ein, um über Hilfen zu beraten. Katastrophenalarm gaben auch die Stadt Rosenheim, die bayerischen Landkreise Miesbach, Rosenheim und Berchtesgadener Land sowie in Sachsen der Kreis Leipzig und die Städte Zwickau und Chemnitz. In Zwickau begann die Evakuierung eines Ortsteils. Die Mulde war dort nur noch wenige Zentimeter von der Dammkrone entfernt.

In Sachsen wurden vor allem im mittleren und westlichen Erzgebirge am Sonntag weiter erhebliche Niederschläge erwartet. Problematisch, weil die Rückhaltebecken vieler Talsperren überzulaufen drohen.

Ein Toter in Tschechien

In Baden-Württemberg trat der Neckar bei Tübingen über die Ufer. In Reutlingen wurden am Sonntag zwei Menschen vermisst – sie könnten in die Echaz, einen Neckarzufluss, gefallen sein. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.

In Österreich und der Schweiz waren wegen des Hochwassers Tausende Katastrophenhelfer im Einsatz. Straßen und Eisenbahnlinien wurden überflutet oder von Hangrutschen unterbrochen. Besonders stark betroffen war der Innkreis in Österreich. In Tschechien drohte die Moldau die Prager Altstadt zu überfluten, es gab einen Toten und mehrere Vermisste.