Weniger Pressevielfalt im Hamburger Süden

AUSGEDRUCKT „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ stellen nach fast 170 Jahren ihr Erscheinen ein

Harburg verliert ein Stück seiner Tradition und Identität. Wie der Verlag Lühmanndruck bestätigte, sollen die Harburger Anzeigen und Nachrichten (HAN) mit der Ausgabe vom 30. September eingestellt werden. Im kommenden Jahr wäre die Zeitung 170 Jahre alt geworden. „Das wird sich auf die Vermittelbarkeit von Politik auswirken“, sagt der Vorsitzende der Harburger SPD-Fraktion, Jürgen Heimath.

Die HAN erscheinen in den südlichen Stadtteilen Hamburgs und im südlichen Umland. Ihre Auflage ist nach Angaben des Verlags in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken – zuletzt um fast acht Prozent auf unter 13.000 Exemplare. Auch die Anzeigeneinnahmen seien noch stärker gesunken als im Branchendurchschnitt.

Ob die Zeitung bereits Miese gemacht hat, will Verlagsgeschäftsführer Thorsten Römer nicht sagen. „Letztendlich ist die Frage: Wie sieht die Zukunft aus?“, sagt er. Die HAN seien mit einer sehr speziellen Wettbewerbssituation konfrontiert. In ihrem Verbreitungsgebiet ist auch das Hamburger Abendblatt mit lokalen Nachrichten präsent. Dazu kommen die Anzeigenblätter Elbe Wochenblatt, ebenfalls aus dem Hause Springer, und der unabhängige Neue Ruf mit einer Auflage von 112.000 Exemplaren. Springer ist an den HAN als einer von fünf Gesellschaftern zu 25 Prozent beteiligt.

Nach Angaben des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) arbeiten bei den HAN 32 fest angestellte Mitarbeiter, darunter elf Journalisten. „Wir fordern den Verlag auf, den Verlust ihrer Arbeitsplätze finanziell gut abzufedern“, sagt die Hamburger DJV-Vorsitzende Marina Friedt.

Der Fraktionschef der Harburger Grünen, Kay Wolkau, befürchtet, dass mit dem Ende der HAN Harburger Belange weniger in der Hamburger Politik wahrgenommen würden. Es sei schade, dass diese „Harburgensie“ ende.  GERNOT KNÖDLER