USA bestreiten Verbindung mit Entführung

Nach Forderungen von Kidnappern, alle gefangenen Irakerinnen freizulassen, entlassen die USA fünf von neun Frauen

ERBIL taz ■ Das US-Militär im Irak hat gestern zusammen mit 414 Männern auch 5 irakische Frauen aus der Haft entlassen, die als so genannte Sicherheitsgefangene festgehalten wurden. Ob die Freilassung der Frauen im Zusammenhang mit der Entführung der US-Journalistin Jill Carroll steht, war zunächst unklar. Ihre Kidnapper hatten in einer Videobotschaft mit der Ermordung ihrer Geisel gedroht, sollten die USA nicht alle Frauen freilassen. Das Ultimatum lief am vergangenen Freitag ab, von Carroll fehlt weiterhin jede Spur.

Die US-Militärführung in Bagdad bemühte sich gestern umgehend, den Eindruck zu vermeiden, bei der Freilassung der fünf Frauen handle es sich um eine Geste des guten Willens gegenüber den Kidnappern. Die Gefangenen seien auf Verlangen der irakischen Prüfungs- und Entlassungskommission freigekommen, teilte das Militär mit. Die 2004 geschaffene Kommission aus Vertretern des irakischen Innen-, Justiz- und Menschenrechtsministeriums sowie US-Offizieren hat die Aufgabe, die Haftgründe und Haftbedingungen zu überprüfen. Dabei hat die Kommission allerdings mehrmals als Puffer zwischen den sunnitischen Aufständischen und den US-Amerikanern, aber auch der schiitisch dominierten Regierung gewirkt. So hat sie auf Drängen sunnitischer Vertreter mehrfach prominente Stammesscheichs amnestiert.

Neben Vertretern von ausländischen Muslimorganisationen haben sich auch zahlreiche sunnitische Geistliche und Politiker für die Freilassung von Jill Carroll eingesetzt. In ungewöhnlich großer Aufmachung widmeten sich auch irakische Zeitungen und Fernsehanstalten dem Schicksal der 28-Jährigen, die zuletzt für die Tageszeitung Christian Science Monitor tätig war. Carroll wurde am 7. Januar in der Nähe des Büros des sunnitischen Politikers Adnan al-Duleimi verschleppt, ihr Übersetzer kaltblütig erschossen. Duleimi hatte sich vergangene Woche öffentlich an die Kidnapper gewandt und Carrolls Freilassung gefordert. Dabei bezeichnete er ihre Verschleppung als persönliche Beleidigung und Angriff auf seine Arbeit – ein Vorwurf, der in der traditionellem arabischen Kultur schwer wiegt. Gleichzeitig versprach er, sich für die Freilassung aller weiblichen Gefangenen einzusetzen.

Nach eigenen Angaben hielten die USA bis gestern neun Irakerinnen fest. Sie bilden damit zwar eine verschwindend geringe Zahl unter den rund 14.000 Häftlingen in US-Gefangenenlagern. Doch gilt die Verhaftung von Frauen in den Augen vieler Iraker als besondere Herabwürdigung. In diese Kerbe stieß auch das Justizministerium, als es vergangene Woche die Freilassung der fünf Frauen bekannt gab. Die Gefangennahme von Frauen sei eine Schande, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.

Außergewöhnlich an der Freilassung ist freilich auch, dass die fünf Irakerinnen auf dem Gelände der Green Zone an Vertreter der arabischen Sunniten übergeben werden sollten. Mehrere hundert Gefangene wurden in der Vergangenheit außerhalb des berüchtigten Lagers Abu Ghraib freigesetzt. Dort kamen gestern auch die männlichen Gefangenen frei. INGA ROGG