Ex-Juso-Chef wird Wirtschaftssenator

NAGEL-NACHFOLGER Nur kurz hat die Bremer SPD nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Wirtschaftssenator Ralf Nagel gesucht: Der Abgeordnete Martin Günthner, 34, soll es werden

Der Landesvorstand der Bremer SPD hat am Freitagabend den Bremerhavener SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Martin Günthner, 34, als neuen Wirtschaftssenator vorgeschlagen. Seit Mittag schon war seine Blog-Seite in Internet abgeschaltet: „Freitag, 12. 2. 2010 – die Seite wird überarbeitet“, heißt es auf www.majakowski.com seitdem lakonisch. Nur der Seitenkopf war noch zu sehen und erinnerte an alte Zeiten: „politisch – tendenziös – (r)evolutionär“.

Offenbar war am Vormittag im Bremer Rathaus die Personalentscheidung zu Gunsten von Günthner gefallen. Dem gelernten Kommunikationsberater war offenbar sofort klar, dass er das alte Image, das er auch in seinem Blog gepflegt hatte, für die neue Rolle ablegen muss.

Günthner ist 1976 in Bremerhaven geboren und hat nach ein paar Jahren des Studiums der Philosophie und der Kulturgeschichte Osteuropas eine klassische Parteikarriere gemacht. Er galt schnell als einer der talentiertesten jungen Köpfe der SPD. Mit 19 Jahren wurde er 1995 Juso-Sprecher in Bremerhaven, mit 23 Jahren kam er in die Bürgerschaft. Seit dem Jahr 2007 ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Günthner hat sich als Vorsitzender des Häfenausschusses vor allem als Wirtschafts- und Häfen-Lobbyist einen Namen gemacht. Im November 2009 ist er aber noch einmal in die alte Juso-Rolle zurückgefallen: Als die staatliche Hafengesellschaft BLG in Gesprächen mit dem Betriebsrat über zeitweilige Lohnsenkungen stand, forderte er, die BLG solle in der Krise unabhängig von ihrer Ertragslage handeln. „Arbeitsplätze sichert man nicht, wenn man ein Unternehmen auffordert, Verluste zu machen“, konterte die BLG. Und verwies darauf, dass das Land 67 Millionen Euro aus der BLG-Kasse im Vorgriff auf künftige Gewinne genommen hatte. Sein Juso-Vorstoß wird Günthner jetzt vorgehalten werden. kawe