DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Das hat er nicht verdient

WAS SAGT UNS DAS? CDU-Mann Frank Steffel will Expapst Ratzinger in Berlin ein Denkmal bauen

Steffel ist in die Falle getappt, die entsteht, wenn der Norden nach Süden blickt

schon im arg entrückten Jahr 2001 wollte Frank Steffel Bürgermeister Berlins werden. Zu diesem Behuf ließ er sich als „Kennedy von der Spree“ vermarkten und hatte auch sonst wagemutige Einfälle. So bezeichnete er München als „die schönste Stadt in Deutschland“.

Im Grunde traf er mit diesem ihm dann als katastrophaler Aussetzer angekreideten Statement die Stimmung seiner im äußersten Berliner Norden, Westen und Süden (ja, da fehlt eine Himmelsrichtung) verankerten Stammwählerschaft, die ein romantisches Bild vom Leben in Süddeutschland pflegt: Droben in B-Frohnau und drunten in B-Britz denkt man noch heute, man könne dreimal am Tag feucht gewischte Straßen haben und trotzdem dem süßen Westberliner Nichtstun frönen – Stichwort: „Ich bin hier auf der Arbeit und nicht auf der Flucht.“

Und nun also der Expapst. Steffel möchte dem Joseph Ratzinger in Berlin-Mitte ein Denkmal errichten. Ratzinger wird sich bedanken. Er mag die Preußen nicht, er mag das Nichtstun nicht, und einen harmlosen Loser wie Steffel mag er auch nicht – in seiner Zeit als Erzbischof von München war er der Amigo von echten Gaunern wie Franz Josef Strauß.

Steffel ist in die Falle getappt, die entsteht, wenn der Norden nach Süden blickt. Die Italiener sind nicht romantisch, und die Bayern sind hinterfotzig. Ratzinger wird noch lange sein eigenes Denkmal bleiben – denn dass er sein Amt nicht aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hat, das pfeifen sogar in Berlin die Spatzen von den Dächern. AW