Der Fairmaster segelt weiter

HANDEL Hamburg behält den Titel „Fairtrade-Stadt“. Das ist aber kein Kunststück, denn die Kriterien wurden mit Bedacht lax gefasst. Schließlich dient die Kampagne der Bewusstseinsbildung

Fairtrade-Organisationen wollen Erzeuger vor Ausbeutung schützen

Wenn Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Rathaus einen Kaffee trinkt, ist dieser fair gehandelt. Das liegt aber nicht unbedingt an den Konsumgewohnheiten des Stadtoberhaupts, sondern gehört zu den Voraussetzungen dafür, dass Hamburg sich „Fairtrade-Stadt“ nennen darf.

Die Hansestadt erfüllt seit 2011 alle Bedingungen für eine Fairtrade-Stadt und ist seitdem die größte Stadt mit dieser Auszeichnung in Deutschland. Gestern erneuerte die Kampagnen-Chefin Kathrin Bremer den Titel und händigte die Urkunde für weitere zwei Jahre aus. Das war keine Überraschung, denn die Kriterien wurden mit Bedacht locker gefasst.

Der Verein Transfair hat die Fairtrade-Städte-Kampagne 2009 ins Leben gerufen. Er vergibt das bekannteste Transfair-Siegel: eine schwarze Figur vor einem stilisierten Globus. Das Anliegen von Fairtrade-Organisationen ist es, Erzeuger durch Ausschaltung des Zwischenhandels vor Ausbeutung zu schützen. „Durch die Aktion sollen die Initiativen zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik gefördert werden“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Claudia Brück.

International engagieren sich rund 1.300 Städte für eine stärkere Verbreitung fair gehandelter Produkte – darunter London, Brüssel, Rom, San Francisco und Kopenhagen. Um als eine Fairtrade-Stadt zu gelten, muss die Stadt eine Steuerungsgruppe ins Leben rufen, die das Engagement koordiniert. Dazu gehören Bildungsaktivitäten zum Thema fairer Handel an Schulen, in Vereinen und Kirchen. Die Städte sollen Farbe bekennen und den fairen Handel unterstützen: Getränke und Kekse, die im Rathaus serviert werden, müssen ein Fairtrade-Siegel haben.

Zudem soll die Stadt die Wirtschaft in die Pflicht nehmen. Auf 10.000 Einwohner muss mindestens ein Geschäft mit Fairtrade-Angebot, auf 20.000 ein Lokal kommen, um die Voraussetzungen zu erfüllen. Das ist nicht viel: Ketten wie Budnikowsky, Tchibo oder Edeka haben fair gehandelte Produkte standardmäßig im Sortiment. Wahrscheinlich decken allein deren Filialen schon die geforderte Quote.

Fairtrade-Stadt zu sein, ist also kein Kunststück. Für Claudia Brück ist es dennoch der richtige Weg: „Der Aufruf zum fairen Handel ist der kleine Stachel“, sagt sie. „Auf lange Sicht kommt kein Kaffeeröster mehr an der Frage vorbei.“  NADINE RÖSCH