Studie in der Schusslinie der Stadienbetreiber

Nichts als Vorwürfe: Die Testergebnisse über die Sicherheit der WM-Arenen haben die Stadienbetreiber mobilisiert. Sie attackieren fast durchweg die Stiftung Warentest

BERLIN taz ■ Nachdem das WM-Organisationskomitee das Vorgehen der Stiftung Warentest als „durchweg oberflächlich und fahrlässig“ bezeichnet und eine Ergebniskorrektur gefordert hat, stoßen jetzt die Stadienbetreiber ins gleiche Horn. Allen voran die von den Testern wegen „erheblicher Mängel“ mit einer roten Karte bewerteten Arenen in Leipzig, Gelsenkirchen, Berlin und Kaiserslautern.

„Das Zentralstadion ist sicher“, sagt Dr. Otto Schlörb von der Zentralstadion Leipzig-Besitzgesellschaft mbH der taz. Er behauptet, die Prüfer seien nur zwei Stunden im Stadion gewesen. „Das ist lachhaft. In der Zeit kann man nicht mal ein Auto anständig testen“, so Schlörb. Den Testern wirft er Arroganz und Ignoranz vor. Auch auf Anfrage habe die Stiftung keine Einsicht in die Testunterlagen erlaubt. Schlörb fordert eine neue Prüfung, sonst wolle er einen neutralen Gutachter beauftragen. Außerdem sei das Stadion bereits nach dem Bau, auch im Bezug auf das bemängelte „Entfluchtungskonzept“, von Dekra und Bauordnungsamt abgenommen worden.

Dass die Stiftung Warentest auf die Betreiber zukommt, bezweifelt Schlörb. „Wenn die auf ihrem hohen Ross sitzen bleiben, werden wir erwägen, mit anderen Stadionbetreibern dagegen vorzugehen.“ Damit steht Leipzig Seite an Seite mit dem FC Schalke 04, der ebenfalls eine Klage in Betracht zieht.

Die Kritik aus besser bewerteten Stadien ist verhaltener. Der Betreiber der Frankfurter Commerzbank-Arena, die mit „deutlichen Mängeln“ abschnitt, plant keine Klage. „Wir wollen das Ganze von unserer Seite nicht noch mal hochkochen“, sagt Patrik Meyer, Geschäftsführer der Stadion Frankfurt Management GmbH. Allerdings kritisiert auch er die Vorgehensweise und bezeichnet die Testberichte als fehlerhaft. Es sei schwierig, ein solch komplexes Gebilde wie ein Stadion zu bewerten. Er behauptet wie Schlörb, nur ein einziger Experte habe die Fluchtmöglichkeiten bewertet. Andere Gutachter hingegen hätten die Stadien positiv eingeschätzt. Versöhnlichere Töne kommen aus Nürnberg. Klaus Daedolow, Sprecher der Geschäftsführung der Franken-Stadion Nürnberg Betriebs-GmbH, sagt, man wolle sich an keiner Auseinandersetzung beteiligen. „Wir freuen uns über das gute Abschneiden des Franken-Stadions.“ Nürnberg wolle sich voll auf „die WM- und Bundesliga-Vorbereitung konzentrieren sowie zahlreiche Veranstaltungen, die täglich im Franken-Stadion stattfinden“. CHRISTIAN MEYER