Nur Togo fehlt noch

Am heutigen Freitag beginnt in Kairo der Afrika-Cup. Die WM-Teilnehmer zählen gar nicht unbedingt zu den Favoriten

KAIRO taz ■ Bevor am heutigen Freitag die erste Partie des 25. Afrika-Cups in Kairo angepfiffen wird, sind, zumindest hieß es das gestern, alle Teams eingetroffen. Selbstverständlich ist das keineswegs, denn wieder einmal schwelen Differenzen, diesmal zwischen dem togolesischen Verband und seinen Spielern, wie meist geht es um die Teilnahmeprämie. Prompt war die Mannschaft gestern noch nicht vor Ort, ihre Ankunft wurde allerdings stündlich erwartet.

Die bereits eingetroffenen Teams hingegen haben eher wenige Absenzen zu beklagen, vor allem dann, wenn man das Wehklagen über Abstellung ihrer afrikanischen Stars im Vorfeld bedenkt. Bis auf den Ghanaer Michel Essien, der eine Verletzung auskuriert, laufen von Samuel Eto’o (Kamerun), Obafemi Martins (Nigeria) über Emmanuel Adebayor (Togo) bis Stephen Appiah (Ghana) und Didier Drogba (Elfenbeinküste) alle Stars für ihre Heimatländer auf, auch weil ein unentschuldigtes Fehlen sie für den europäischen Ligabetrieb sperren würde.

Unterdessen verteidigte Issa Hayaatou, Präsident des afrikanischen Fußballverbands (CAF), den Termin erneut mit einem einfachen Argument, nämlich den schlechten Witterungsbedingungen in den spielfreien Sommermonaten Juni und Juli. „Dann könnten wir gleich Wasserball spielen“, witzelte Hayaatouer, obwohl zu diesem Zeitpunkt auch die WM 2010 in Südafrika gespielt wird. Aus Bundesligasicht sind von den drei Wochen Afrika-Cup besonders der HSV (Guy Demel, Timothee Atouba), Wolfsburg (Pablo Thiam, Hans Sarpei) und Nürnberg (Adel Chedli, Jawher Mnari) betroffen.

Mit welchen Mitteln die Vereine versuchen, die afrikanischen Verbände dazu zu bringen, von ihren Stars abzusehen, zeigte vor allem der Fall Didier Drogba: Der FC Chelsea verlangte für die Abwesenheit Drogbas die Hinterlegung einer Unfallversicherung sowie die Übernahme des Gehalts. Ein Vorgang, den Fifa-Präsident Joseph Blatter als „unmögliche Affäre“ verurteilte. Überhaupt gab sich Blatter auf der kurzfristig um einen Tag vorverlegten Pressekonferenz als Anwalt des afrikanischen Fußballs. Er glaube nicht, so der oberste Fußballboss, dass es ein Fehler gewesen sei, die WM 2010 in Südafrika stattfinden zu lassen. Ganz im Gegenteil: „2010 wird ein größerer Erfolg als 2006. Die TV- und Sponsorenverträge, die wir bisher abgeschlossen haben, bringen mehr ein als 2006.“ Bezogen auf den Planungsstand in Südafrika wurde Blatter hingegen weniger konkret.

Dafür versprach der Schweizer, mehr Geld in Entwicklungsprogramme für den Fußball investieren zu wollen. Dazu zählt auch eine Initiative, die jungen afrikanischen Talenten eine Karriere auf dem eigenen Kontinent ermöglichen soll. „Natürlich braucht man überall Stars, aber es müssen nicht hunderte oder tausende Spieler in zweiten oder dritten Ligen spielen“, gab Blatter hinsichtlich der Spielerwanderung von Afrika nach Europa zu verstehen.

Dem ägyptischen Organisationskomitee des diesjährigen Afrika-Cups stellte Blatter ein positives Zeugnis aus. „Ägypten wusste bereits im Auswahlverfahren um die Austragung der WM 2010 zu überzeugen.“ Und in der Tat: Bereits jetzt ist absehbar, dass Ägypten als das Turnier mit dem bisher höchsten Organisationsstandard auf dem afrikanischen Kontinent bezeichnet werden kann, auch wenn es in Kairo einen Tag vor Turnierbeginn an Euphorie noch etwas fehlte.

Dafür ist die sportliche Spannung umso größer. Denn die WM-Teilnehmer Angola, Togo, Ghana, Elfenbeinküste und Titelverteidiger Tunesien sind gar nicht unbedingt zu den Favoriten zu zählen, hingegen werden Kamerun, Senegal, Nigeria und Gastgeber Ägypten mit aller Macht versuchen, ihren Ärger über die verpasste WM-Teilnahme wettzumachen.

OKE GÖTTLICH