Streit um Behindertenforschung

GLEICHSTELLUNG Uni Hamburg schließt Zentrum für Disability Studies: zu unwissenschaftlich

Seit 2005 setzt sich das Zentrum für Disability Studies (Zedis) an der Uni Hamburg für behinderte Studierende ein. Dafür wurde es mehrfach ausgezeichnet, Gelder kommen unter anderem aus dem Europäischen Sozialfond. Dennoch könnte bald Schluss sein: Die Uni, die als Projektträger Räume und Personalmittel stellt, möchte das Zentrum nur noch bis Ende des Jahres finanzieren.

Ziel des Zentrums war die Schaffung eines eigenen Studiengangs. Damit sei es gescheitert, argumentiert die Uni. Die Vorschläge des Zedis seien zu unwissenschaftlich. Asta-Referentin Tatjana Witzgall vermutet, dass dies vorgeschobene Argumente sind: „Die könnten weggespart werden, weil sie anstrengend sind.“

Tatsächlich hat das Zentrum Kritik an den Integrationsbemühungen der Uni geübt. So sollte es 2012 einen runden Tisch zum Thema „Diversity“ geben. Als das Zedis dafür Gebärdendolmetscher forderte, damit auch gehörlose Studenten teilnehmen können, sagte die Uni Hamburg den runden Tisch ab. Aus Kreisen des Zedis heißt es, man sei der Uni zu unbequem.

Eva Gümbel, Hochschulsprecherin der Grünen in Hamburg, sieht den Schwarzen Peter bei der Wissenschaftsbehörde liegen: „Wenn Zusätzliches finanziert werden soll, müssen zusätzliche Mittel von der Behörde geleistet werden“, sagt sie. So gebe es an der Uni Hamburg keinen einzigen Hörsaal mit barrierefreiem Zugang.

Alexander von Vogel, Sprecher der Wissenschaftsbehörde, nennt Gümbels Anschuldigungen „kühn“ und verweist auf die über siebenjährige finanzielle Förderung, die das Zedis seit seinem Bestehen von der Behörde erhalten hat. „Wir können einen Projektträger auch nicht zwingen, die Förderungsdauer zu verlängern“, so von Vogel. Er vermutet Kommunikationsprobleme als eigentlich Ursache.

Im März diesen Jahres waren die Verträge ausgelaufen. Die Uni wünschte keine Verlängerung, doch auf Vermittlung der Behörde wurde ein runder Tisch einberufen. Das Ergebnis: Bis Dezember bleibt die Uni Projektträger und kofinanziert das Zedis mit 10.000 Euro.

Danach könnte die Einrichtung an die Evangelische Hochschule wechseln. Die kann sich das Zentrum unter ihrem Dach gut vorstellen: „Das passt in unser Programm“, sagt Rektor Andreas Theurich.   JANINA KRUPOP