Kein Prozess in Sicht

Kaum Chancen, den durch einen US-Soldaten getöteten Mitfahrer der italienischen Exgeisel Sgrena zu belangen

ROM taz ■ Der Täter ist bekannt, die Anklage steht – doch zu einem Prozess wird es wohl nie kommen. Es war der US-Soldat Mario Lozano, der am 4. März 2005 in Bagdad das Feuer auf jenes Auto eröffnete, in dem die aus Geiselhaft befreite Giuliana Sgrena zum Flughafen fuhr. Es war Lozano, der den italienischen Geheimdienstler Nicola Calipari tötete. Deshalb will die Staatsanwaltschaft Rom ihn wegen Totschlags belangen.

Doch schon die Zustellung der Ladung der Staatsanwaltschaft an den Angeschuldigten mit der Information über den Abschluss der Ermittlungen erwies sich als unmöglich. Zwar hat die italienische Polizei die Adresse Lozanos im New Yorker Stadtteil Queens herausgefunden, aber der Nationalgardist ist „verzogen“.

Von der US-Regierung darf die italienische Justiz keine Hilfe erwarten. Die USA lassen nicht zu, dass ihre Soldaten von Gerichten eines anderen Landes zur Verantwortung gezogen werden. Im konkreten Fall hat eine US-Untersuchungskommission befunden, dass jene Streife, die das Feuer auf Sgrena und Calipari eröffnete, sich nichts zuschulden kommen ließ. Angeblich war die italienische Seite schuld: Der Wagen sei zu schnell gefahren.

Diese Behauptung weist die Staatsanwaltschaft Rom zurück. Aber auch Italiens Regierung wird ihre Staatsanwälte allein lassen. Berlusconi hat zwar die US-Version des Vorfalls zurückgewiesen, wollte aber keinen diplomatischen Konflikt riskieren. Damit steht das Verfahren vor einer schnellen Einstellung. mb