DER ZEITPUNKT
: A. D. 2009

Schon seit vier Jahren liegen die Offshore-Daten bei der Steuerbehörde Ihrer Majestät

Der britische Premierminister David Cameron verkündete als amtierender Präsident der Staatengruppe G 8, die Bekämpfung der Steuerflucht habe „Schlüsselpriorität“, und der EU-Gipfel dazu ist schon kommenden Mittwoch. Klingt zupackend. Zu Hause jedoch geht es recht langsam voran an der Ermittlungsfront. Wie die Zeitung The Guardian meldete, hat Ihrer Majestät Steuer- und Zollbehörde (HMRC) die sogenannten Offshoreleaks-Daten schon im Jahr 2009 zugespielt bekommen.

Es sind genau die Daten, die im März für Furore sorgten. Anhand der Datenmengen (ausgedruckt 200 Lkw-Ladungen DIN-A4-Blätter) wurden sowohl die Hintermänner als auch die Namen vieler Steuerflüchtlinge veröffentlicht; ebenso die genauen Wege der flüchtigen Milliarden. Ein internationaler Aufschrei folgte, auch von Cameron.

Seit 2009 ist es der HRMC nach dem Guardian-Bericht jedoch lediglich gelungen, 100 Personen zu ermitteln. Da ging es bei den beteiligten Offshoreleaks-Medien schneller: Die Datenanalysten um den Briten Duncan Campell brauchten etwa fünf Monate, um die Daten zugänglich zu machen, so der Beteiligte deutsche Datenjournalist Sebastian Mondial. „Wir hatten allerdings die modernste Forensiksoftware zur Aufarbeitung der Daten“, so Mondial. Mr Cameron, spendieren Sie der EU und Ihrer Steuerfahndung doch auch so was Forensisches. REM