Erst stirbt der Wald, dann die Bohne

KLIMASTUDIE Brasilien schädigt sich selbst

BERLIN taz | Brasilien könnte sich mit seiner wirtschaftsfreundlichen Waldpolitik selbst ein Bein stellen: Dass immer mehr Regenwald im Amazonasgebiet zugunsten von Sojafeldern vernichtet wird, verändert das lokale Klima und verschlechtert damit die Ernten. Das zeigen brasilianische und US-amerikanische Wissenschaftler in einer gemeinsamen Studie, die das Wissenschaftsmagazin Environmental Research Letters jetzt veröffentlicht hat. Das schlichte Ergebnis: „Je mehr sich die Landwirtschaft ausbreitet, desto weniger ergiebig wird sie.“

Die Untersuchung mit dem Titel „Large-scale expansion of agriculture in Amazonia may be a no-win scenario“ liefert neue ökonomische Argumente gegen die Zerstörung des Regenwalds. Bislang lag der Fokus bei Forschungen im Amazonasgebiet eher darauf, wie wichtig die Wälder im Kampf gegen den globalen Klimawandel sind: Bäume speichern viel Kohlenstoff. Bei Brandrodungen wird der als Kohlendioxid freigesetzt und treibt die Erwärmung der Atmosphäre voran.

Wenn die Autoren der Studie nun recht haben, trifft der Klimawandel aber auch die Landwirtschaft in Brasilien, das 2012 die USA als weltgrößten Sojaproduzenten abgelöst hat. Die Baumrodung setze so viel CO2 frei, dass die Niederschläge abnehmen. Bis 2050, schätzen die Wissenschaftler, werden neue Weidegebiete 34 Prozent und Sojafelder 28 Prozent weniger ergiebig sein als heute. „Die Folgen für die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln wären verheerend“, heißt es in der Studie. Deshalb schlagen die Forscher vor, die vorhandenen Agrarflächen effektiver und nachhaltiger zu nutzen. BEATE WILLMS