Theater sucht Genossen

PIONIER Weil dem Engelsaal Geld für eine Bühne fehlt, verwandelt er sich in eine Genossenschaft

Neue Theaterstücke aus dem Bereich der leichten Muse – dafür gibt es im Hamburger Privattheater Engelsaal Ideen genug. Was fehlt, ist das Geld, um eine zweite Bühne bauen zu können. Die neue Spielstätte soll in den historischen Räumen am Valentinskamp entstehen. Um den Bau realisieren zu können, bedient sich Karl-Heinz Wellerdiek, Prinzipal des Engelsaals, eines eher ungewöhnlichen Geschäftsmodells: Er hat das Theater in eine Genossenschaft umgewandelt.

Der Engelsaal, der seinen Namen den goldenen Engeln an der Balustrade des Gebäudes verdankt, ist das älteste Privattheater Hamburgs. Die Operetten und Schlagerabende laufen gut, das Theater berichtet von einer Auslastung von rund 80 Prozent. Das erkennt auch die Kulturbehörde an und steuert jährlich 50.000 Euro zum Haushalt bei. Für eine neue Bühne, die sich ganz dem Volkstheater widmen soll, reicht das Geld jedoch nicht aus.

Nun können Theaterfreunde Anteile an der Genossenschaft in der Stückelung von 100 Euro erwerben. Insgesamt werden 3.000 Anteile ausgegeben, maximal 50 pro Person dürfen erworben werden. Wellerdiek ist optimistisch: „In Hamburg gibt es das Mäzenatentum seit Jahrhunderten. Alle Theater wurden derart begründet“, sagt er. „Ich glaube, die Leute sind interessiert und möchten helfen.“ Die Unterstützer erhalten Vorschlagsrechte bei der Programmgestaltung, werden zu neuen Hauptproben eingeladen oder bekommen ermäßigte Eintrittskarten.

Ein Theater als Genossenschaft – das ist laut deutschem Genossenschaftsverband bisher einzigartig in Deutschland. Das Konzept des Engelsaals scheint aufzugehen: Über 1.000 Genossenschaftsanteile wurden seit März verkauft. Benötigt werden allerdings 3.000 bis 5.000. Sind die erreicht, will Wellerdiek im April 2014 mit dem Ausbau beginnen.  JANINA KRUPOP