Handicap für Standort

Die Seehäfenrichtlinie würde die wirtschaftspolitischen Möglichkeiten des Hamburger Senats einschränken

Die Hafenarbeiter haben gestern nicht nur gegen die geplante Seehäfenrichtlinie der EU demonstriert. Aus Sicht der Gewerkschaft ver.di haben sie auch ihre Macht gezeigt: Der Senat sollte sehen, auf welchen Widerstand er träfe, wenn er die Mehrheit seines Hafen- und Logistik-Betriebes HHLA aus der Hand gäbe.

Tatsächlich gibt es einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen beiden Themen. Mit einem Umschlagsbetrieb, der an die Stadt gebunden ist, lässt sich deren Wohl leichter mehren als mit einer Firma, für die Hamburg nur ein Standort unter vielen ist.

„Wir profitieren, wenn viel Ladung über Hamburg geht“, sagt HHLA-Sprecher Florian Marten. Im Unterschied zu vielen Wettbewerbern kümmere sich sein Unternehmen deshalb auch um den Transport vom und zum Hafen im Hinterland. Verlöre die HHLA das Rennen um eine Ausschreibung, würden solche Transportketten zerbrochen.

Weil sich die HHLA auf den Standort Hamburg konzentriere, habe sie ein Interesse an einer langfristig positiven Entwicklung, was sowohl dem Unternehmen als auch der Stadt nütze, behauptet Marten. Bei einem Unternehmen, das in verschiedenen Häfen arbeite, stünden die betrieblichen Interessen möglicherweise nicht in Einklang mit denen des Standortes. Denkbar wäre es zum Beispiel, dass Reeder Terminals betrieben und für ihre eigenen Schiffe Liegeplätze freihielten – zu Lasten der Umschlagkapazität.

Auch im Falle eines Verkaufs der Anteilsmehrheit an der HHLA an die Bahn muss daher aus Sicht der Wirtschaftsbehörde sichergestellt sein, „dass das Unternehmen im Sinne des Standorts denkt“, wie es deren Sprecher Christian Saadhoff ausdrückt. Entsprechende Klauseln im Kaufvertrag sollen sicherstellen, dass das Kerngeschäft der Firma in Hamburg bleibt.

Mit Eurogate arbeitet jedoch schon heute ein nicht standortgebundener Terminal-Betreiber in Hamburg, ohne dass es Klagen gäbe. Im Zuge des stürmischen Hafenwachstums dürften weitere folgen. Gernot Knödler