Erst bremsen, dann ehren

ORTSTERMIN Zum 100. Firmenjubiläum seiner Harley-Davidson-Vertretung wurde Inhaber Ewald Suck ins Hamburger Rathaus gebeten – wenige Wochen nach der Absage der Harley Days durch den Senat

Die Harley-Fahrer verkörperten doch das Gefühl der Freiheit und ließen sich nichts verbieten. Oder?

Der Bürgermeistersaal im Hamburger Rathaus. Ehrengast war der 82-jährige Ewald Suck, der sich gestern für das 100-jährige Bestehen seines Harley-Davidson-Geschäfts feiern lassen durfte. Wie er das fand? „Sehr erfreulich.“ Viel mehr hatte der Hamburger Harley-Davidson-Händler zu der Ehrung nicht zu sagen. Das heiße Eisen Harley-Days anzupacken – der Hamburger Senat hatte das beliebte jährliche Motorradtreffen am Heiligengeistfeld vor kurzem abgesagt – überließ er seinen Laudatoren.

Ein bisschen fehl am Platze wirkte Suck dann auch im prunkvollen Rathaussaal mit seinen hohen Decken, den bodentiefen Fenstern, die auf den verschneiten Rathausmarkt blicken und dem dicken, grünbraun gerauteten Teppich, der alle Geräusche schluckt. Suck, der Deutschlands erste offizielle Harley-Davidson-Vertretung 1961 von seinem Vater Georg übernahm, hatte sich zur Feier des Tages in einen schlichten schwarzen Anzug geworfen. Der stand ihm gut, auch wenn er eigentlich mehr der Lederjacken-mit-Harley-Emblem-Träger ist. Und seine Frau Waltraud, die er, wo sonst, auf einem Harley-Treffen kennen lernte, wich in ihrer lilafarbenen Seidenbluse nicht von seiner Seite.

Gemeinsam mit etwa hundert geladenen Gästen nahmen die beiden leidenschaftlichen Harley-Fahrer die Ovationen stehend entgegen und hörten, wie schwer sich die Laudatoren taten, das Thema Harley Days in Hamburg möglichst unfallfrei abzuhandeln.

So sprach der selbst natürlich auch Harley fahrende Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Carsten Frigge, unter dem Gekicher der Anwesenden von „der unendlichen Weisheit des Senats“, der sich in diesem Jahr gegen die Harley Days entschieden habe, und davon, dass auch diese Instanz unendlicher Weisheit sich ja wohl mal irren und etwaige Fehlentscheidungen korrigieren könne.

Und schließlich lud Frigge die Harley-Fahrer gewissermaßen ein, sich über die Absage der Stadt hinwegzusetzen: Freie Fahrt für freie Bürger, rief er den Anwesenden zu. Sie, die Harley-Fahrer, verkörperten doch im besonderen Maße das Gefühl der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten und ließen sich nichts verbieten. Oder?

Er hätte auch gleich sagen können: Liebe Harley-Fahrer, wir sehen uns bei den Hamburger Harley Days! Die finden übrigens (nicht) statt vom 25. bis 27. Juni 2010. ILKA KREUZTRÄGER