berliner szenen Showtime für Oldies

Zu doof zum Selbstmord

„She’s not a girl who misses much / Do do do do do do, Oh yeah!“, knödelte der Typ mit der Kassengestell-Brille. „Na, welcher Song?“ Sein Tresennachbar im Wilmersdorfer Flöz stutzte. „Keine Ahnung. Etwa die Beatles?“ – „Na klar, Mensch“, lachte der Klugscheißer fassungslos: „‚Happiness Is A Warm Gun‘, vom ‚White Album‘!“

Unten im Keller startete schon die Blues-Session. Außer den beiden Hobbygitarristen, die wichtigtuerisch an ihren billigen Fender-Strat-Kopien herumfummelten, war nur noch die geduldige Frau am Zapfhahn im Raum.

„Aber den hier kennste ja wohl“, krähte der Pilzkopf-Fan: „I read the news today, oh boy“. „Ach ja, woher war das noch mal? Mist, ich komm grad nicht drauf!“, musste der Geprüfte abermals passen. Er kippte einen Schnaps.

„Mensch, das Lied kenne ja sogar ich!“, lachte jetzt die Wirtin. „‚A Day In The Life‘ von ‚St. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘, Alter!“, brüllten sie und der Beatles-Kenner synchron. „Sag mal, was hörst’n du zu Hause, Robbie Williams?“ – „Hangin’ on in quiet desperation is the english way“, antwortete der solchermaßen Bloßgestelle leise. „Ach komm, das ist ja wohl nicht wahr!“, legte der Besserwisser neben ihm nach. „Pink Floyd, ‚Time‘ von ‚Dark Side Of The Moon‘ – das hörst du noch?“

„Okay“, konterte der Düpierte und sang tapfer: „Find you a bridge ’n’ take a jump / Just make sure you do it right the first time / ‚cause nothin’s worse than a suicide chump“!

„Na?“

„Hä? Kacke. Keine Ahnung!“

„Frank Zappa, ‚Suicide Chump‘, von ‚You Are What You Is‘“, lächelte der vermeintliche Loser smart. Dann ging er erst mal pissen, schließlich war gleich Showtime. JAN SÜSELBECK