USA setzen die Evakuierung von Erdbebenopfern aus

HAITI II Streit über Behandlungskosten. US-Bürger wegen Verdachts auf Kindesraub festgenommen

WASHINGTON/PORT-AU-PRINCE dpa/ap | Das US-Militär hat die Evakuierungsflüge von verletzten Erdbebenopfern aus Haiti in die USA gestoppt. Hintergrund sind nach US-Medienberichten vom Samstag finanzielle Unstimmigkeiten. So habe der Gouverneur von Florida, Charlie Crist, bei der Regierung in Washington um finanzielle Hilfe bei der medizinischen Versorgung der Erdbebenopfer nachgefragt. In einem Interview des US-Senders CNN bestritt Crist am Samstag jedoch, um die Einstellung der Flüge gebeten zu haben. Er warte aber immer noch auf eine Antwort von US- Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius über einen finanziellen Ausgleich.

Laut New York Times hat das US-Militär in den vergangenen zweieinhalb Wochen mehr als 500 verletzte Erdbebenopfer aus Haiti zur ärztlichen Versorgung allein nach Florida ausgeflogen. Wie ein Sprecher des Transportkommandos des US-Militärs der Zeitung sagte, seien die Stellen, zu denen man die Verletzten bringe, „nicht länger bereit, diese Patienten anzunehmen, ohne dass zuvor eine von der Regierung ausgearbeitete Vereinbarung darüber getroffen wurde, wer für die Behandlung aufkommt“.

Ein amerikanischer Arzt, der in Port-au-Prince im Hilfseinsatz ist, forderte die sofortige Wiederaufnahme der Evakuierungsflüge in die USA. „Wir haben hier 100 Patienten in kritischem Zustand, die in ein oder zwei Tagen sterben, wenn sie nicht ausgeflogen werden“, sagte Dr. Barth Green, Leiter des Global Institute for Community Health and Development der Universität Miami.

Unterdessen sind in Haiti zehn US-Bürger festgenommen worden, die Dutzende Kinder verschleppt haben sollen. Laut dem haitianischen Sozialminister Yves Christallin hätten die fünf Männer und fünf Frauen versucht, am Freitag mit 31 Kindern die Grenze zur Dominikanischen Republik zu überqueren. Die Kinder seien zwischen zwei Monate und zwölf Jahre alt. „Das ist Raub, nicht Adoption“ sagte der Sozialminister.

Außer den zehn US-Bürgern, die der Hilfsorganisation New Life Children’s Refuge im US-Bundesstaat Idaho angehören, wurden laut Christallin auch zwei Haitianer festgenommen. An der Aktion seien zudem zwei Geistliche beteiligt gewesen, einer aus Haiti und einer aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, fügte der Minister hinzu. Die Festgenommenen hatten nach Angaben des Ministers keine behördliche Erlaubnis für eine Ausreise mit den Kindern. Eine Stellungnahme der US-Botschaft in Port-au-Prince lag zunächst nicht vor.