NEUES DENKEN
: Mehr Gleichheit!

In den Ländern des Südens befinden wir uns mitten in einer Umwälzung tektonischen Ausmaßes. Die industrielle Revolution betraf 100 Millionen Menschen – hier geht es um mehrere Milliarden. Der Aufstieg des Südens gibt der Welt ein neues Gleichgewicht.

Warum geht es manchen Ländern besser als anderen? Gibt es gemeinsame Hebel des Fortschritts? Wir haben drei identifiziert: die Rolle des Staates, die Frage globaler Märkte und die Sozialpolitik.

Der Begriff des „aktiv entwickelnden Staates“ (developmental state) hat eine schlechte Presse. Ostasiatische Staaten sind so bezeichnet worden, aber es gab auch die negative Konnotation, dass sie irgendwie die Menschenrechte nicht respektieren und irgendwie schlechte Staaten sind. Die Wahrheit ist, dass, wenn man keine Führung hat, die sich Entwicklungszielen verpflichtet, und keinen kompetenten Verwaltungsapparat, es sehr schwierig ist voranzukommen. Nehmen wir mein eigenes Land, Pakistan, wo die Führung und der Apparat damit zögern, Fortschritt voranzutreiben. Aber wenn die Führung das Gefühl hat, dass ihre Legitimität an Entwicklungsfortschritte gekoppelt ist, verändert sich die Realität.

Es gibt eine große Debatte über Weltmarkt und Globalisierung. Das Wesentliche aus meiner Sicht: Sich den Märkten zu öffnen, ist eine Entscheidung, die sehr vorsichtig getroffen werden muss. Länder, die in ihre Bevölkerung und ihre Infrastruktur investieren, neigen dazu, von globalen Märkten zu profitieren. Länder, die das nicht tun, werden nicht profitieren; es kann ihnen sogar sehr schaden.

Sozialpolitik ist also genauso wichtig wie Wirtschaftspolitik, aber sie muss mit Wirtschaftspolitik verknüpft sein. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist zentral. Und es ist inzwischen erwiesen, dass gleichere Gesellschaften bessere Entwicklungsindikatoren aufweisen als ungleiche.

Daher sind Schritte zu weniger Ungleichheit sehr wichtig. Genauso wichtig ist Frauenbildung. Das ist der Schlüssel. Die Bildung von Mädchen bis ins Erwachsenenalter ist wohl der effektivste einzelne Weg hin zu positiver sozialer Veränderung. KHALID MALIK

Dies ist ein Auszug aus einer Rede, die der Pakistani Malik am 10. April beim Londoner Thinktank „Chatham House“ hielt und die jetzt veröffentlicht wurde.