Mord beim Kirchentag

CHRISTENTREFFEN Passend zur Losung „Soviel du brauchst“ finden am Hamburger Kirchentag Anfang Mai über 2.000 Veranstaltungen statt. Mit dabei ist auch ein bisschen weltliche Literatur

Wenn man so will, steht die Literatur am Hamburger Kirchentag im Zentrum des Programms. Schließlich gibt es volle Aufmerksamkeit für dieses eine bestimmte Buch: Die Bibel. Bibelarbeiten sind das Herzstück des Kirchentages, jeder Programmtag hat einen eigenen Text, der jeweils von unterschiedlichen Menschen ausgelegt wird. Doch davon abgesehen erscheint weltliche Literatur am Kirchentag eher als Randnotiz: Gerade mal 13 der insgesamt über 2.000 Veranstaltungen befassen sich mit Lyrik und Prosa. Dabei handelt es sich vor allem um Lesungen und Autorengespräche.

Für einen Kirchentag doch eher ungewöhnlich dürfte die Lesung von Regula Venske werden: Die Hamburger Autorin liest aus ihrem neuen Krimi „Der zweite Stein“. Darin verschwindet am Hamburger Kirchentag eine Pastorin, die eigentlich in der Kulturkirche Altona hätte vortragen sollen. Am Morgen nach der Veranstaltung entdeckt der Arbeitskreis „lesbisch-schwule Spiritualität“ beim Frühgebet an der Alster die Leiche einer brutal ermordeten Frau: Sie wurde gesteinigt.

Der Krimi enthält viel Lokalkolorit und schräge Wendungen und verleiht dem Kirchentag eine willkommene Portion Augenzwinkern. Regula Venske, ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur, liest Auszüge aus dem Kirchentagskrimi am 2. Mai im ehemaligen Hauptzollamt in der Speicherstadt.

Einen Literaturpreis verleiht auch der Kirchentag, und zwar bereits zum zweiten Mal: Gesucht wurden Kurzgeschichten zur diesjährigen Losung „Soviel du brauchst“. 1.100 Texte wurden eingereicht – davon 100 von Schülern. Die Autoren bewarben sich um Preisgelder in Höhe von insgesamt 7.000 Euro.

Die vier Preisträger werden am 4. Mai bei der Preisverleihung im Hamburger Hauptzollamt aus ihren Texten lesen. Anschließend würdigt und diskutiert die Jury die Texte. Zu ihr gehörten Arnd Brummer, Chefredakteur der Zeitschrift Chrismon, Rainer Moritz, Autor und Leiter des Hamburger Literaturhauses und Petra Bahr, die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Andere Lesungen drehen sich dann wieder um Gott oder aber: dessen Absenz. So wie jene mit Texten von Dietrich Bonhoeffer und Wolfgang Borchert und deren „Antworten auf die Gottlosigkeit ihrer Zeit“ am 3. Mai.

Antworten auf knifflige Fragen versuchen auch die beiden abschließenden Literaturabende am 3. und 4. Mai zu finden. „Wie viel Geld, wie viel Welt brauchen wir?“ lautet hier die Aufgabenstellung. Auf eine literarische Suche, veranstaltet vom Hamburger Yachtclub, begeben sich bei Lesungen und Autorengesprächen unter anderen Björn Kern, Harald Martenstein und Kristof Magnusson.  ADRIAN MEYER

Deutscher Evangelischer Kirchentag: 1. bis 5. Mai, Hamburg