BANKEN: DIE SEB IST MIT IHRER DEUTSCHEN TOCHTER UNZUFRIEDEN
: Irgendwie auf der richtigen Seite

Politisch korrekter geht’s nicht. Die Skandinaviska Enskildabanken (SEB) hat nicht nur vor sechs Jahren die ex-gewerkschaftliche „Bank für Gemeinwirtschaft“ übernommen, sie hat auch noch vor etwa ebenso viel Wochen einer Frau die Vorstandsspitze übergeben, die den gleichen Vornamen hat wie Pippi Langstrumpfs beste Freundin. Wenn überhaupt jemand in der großen, weiten Bankenwelt in der Lage wäre, ein Zeichen gegen die Ackermannisierung der Geldbranche zu setzen, dann diese gerade erst 43-jährige Annika Falkengren.

Das Zeichen, das die SEB-Chefin jetzt setzte, klingt allerdings ziemlich ackermännlich: Wenn die deutsche Tochter nicht innerhalb von zwei Jahren in die Nähe der konzernweiten Rendite-Kennziffern komme, werde sie abgestoßen. Und da die Ex-BfG hierzulande gerade mal 7,3 Prozent Eigenkapitalrendite abwirft und der Gesamtkonzern 16,5 Prozent, muss die deutsche SEB ihre Rentabilität in zwei Jahren mehr als verdoppeln.

Dabei weiß Frau Falkengren auch schon, was ihr dazu verhelfen soll, dieses Renditeziel zu erreichen: die „sehr gute Privatkundenbasis mit einem attraktiven Durchschnittseinkommen“. Das ist der finanzkapitalistische Ritterschlag für die irgendwielinken Bürgerbewegten von Ostermarsch bis Biobauernhof. Denn wer immer auf der Suche nach einer ökonomischen Alternative innerhalb des herrschenden Systems war, landete ziemlich oft bei SEB als dem kleineren Übel. Einerseits zahlt sie ihre Zinsen in Euro und nicht wie die Anthroposophenbanken in Kartoffelsäcken, andererseits steht sie als ehemalige Arbeiterbewegungsbank irgendwie auf der richtigen Seite.

Und all diese in Ehren nicht nur ergrauten, sondern auch begüterten Kontoinhaber sollen jetzt der schwedischen Bankenbossin zu ihrer zweistelligen Eigenkapitalrendite verhelfen? Sie könnten es tatsächlich tun – und trotzdem noch einen Hauch guten Gewissens behalten. So könnte Annika Falkengren politisch korrekt darauf hinweisen, dass sie von der deutschen SEB nur eine Eigenkapitalrendite von etwa 15 Prozent verlangt – Ackermann will 25. DETLEF GÜRTLER