Der, der hoch hinauswollte

Politik ist ein undankbares Geschäft. Das weiß Akis Tsochatzopoulos, Exverteidigungsminister und Vizeregierungschef Griechenlands, nur allzu gut. Seit Montag muss er sich wegen Geldwäsche vor Gericht verantworten.

Tsochatzopoulos, der in München ein Ingenieursstudium absolvierte, hat sich seinen Aufstieg durch Gehorsam erarbeitet. In den 60er Jahren war er Statthalter des Sozialistenführers Andreas Papandreou in Deutschland und kämpfte gegen die Militärdiktatur in seiner Heimat. 1969 entzogen ihm die Obristen die griechische Staatsbürgerschaft. Daraufhin erhielt der Mann aus Thessaloniki Asyl in der Bundesrepublik.

Nach der Wiederherstellung der Demokratie gründete Tsochatzopoulos gemeinsam mit Papandreou 1974 die sozialistische Partei PASOK. Nach dem Wahlsieg 1981 wurde er Verteidigungsminister und fiel eher durch Loyalität als durch Reformen auf. Da sein Chef zum Personenkult neigte, ergänzte sich das Duo Papandreou-Tsochatzopoulos gut. Darüber kursierten Witze in Athener Journalistenbüros, einer ging so: Papandreou fragt: „Akis, wie spät ist es?“ worauf Tsochatzopoulos antwortet: „So spät, wie Sie wollen, Chef.“

Als sein politischer Ziehvater 1995 gesundheitlich angeschlagen war, wurde Akis Vizeregierungschef und erhoffte sich noch mehr Macht. Doch die Sozialisten entschieden sich für den Wirtschaftsprofessor Kostas Simitis als Parteichef. Dennoch blieb Tsochatzopoulos auch ab 1996 unter Simitis Verteidigungsminister. In diese Amtszeit fallen umstrittene Rüstungsgeschäfte, wie der Kauf deutscher U-Boote und russischer M1-Raketen. Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen. Als ihn Der Spiegel 2004 der Bestechung verdächtigte, ließ der Minister die Journalisten verklagen. Als das M1-Geschäft in die Kritik kam, wurde ein vermutlicher Mittelsmann in einem Hotelzimmer in Indonesien tot aufgefunden. Er soll sich umgebracht haben.

Unterdessen sorgte Tsochatzopoulos für ganz andere Schlagzeilen: 2004 feierte er seine zweite Ehe mit einer 30 jüngeren Frau in Paris, 2010 kauften sich die beiden eine sündhaft teure Villa in Athen. Geschätzter Marktpreis: 8.000 Euro pro Quadratmeter. JANNIS PAPADIMITRIOU