Erdrutsche erschweren Rettungsarbeiten

CHINA Wieder hat in der Provinz Sichuan die Erde stark gebebt. Doch die Zahl der Todesopfer ist niedriger und das Ausmaß der Zerstörung geringer als beim letzten Erdbeben in der Region im Jahr 2008

In den nächsten Tagen soll es weiterregnen, was die Gefahr von Erdrutschen erhöht

YA’AN ap/taz | Nach dem schweren Erdbeben in der südwestchinesischen Provinz Sichuan wurden bis Sonntag mindestens 186 Todesopfer gezählt. Mehr als 11.000 Menschen seien verletzt worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf Behördenangaben. Der Erdstoß am Samstagmorgen zerstörte Wohnhäuser und löste Erdrutsche aus. Die meisten Opfer gab es rund um das Epizentrum im Kreis Lushan in der Nähe der Stadt Ya'an.

Viele Menschen wurden im Schlaf oder beim Frühstück von dem Beben überrascht. Einige retteten sich, nur mit Unterwäsche oder mit einer Decke bekleidet, auf die Straße. Zehntausende kehrten aus Angst vor Nachbeben nicht in ihre Häuser zurück. Das chinesische Rote Kreuz schickte Rettungsmannschaften mit Wasser, Medizin und Lebensmitteln in die Region. Sie liegt in der fruchtbaren Sichuan-Ebene am Fuße eines Gebirges, das in das Tibet-Hochplateau mündet.

Am Samstagabend setzte Regen ein und erschwerte die Rettungsarbeiten. Mindestens 7.000 Soldaten und Helfer waren im Einsatz, konnten aber teilweise wegen unpassierbarer Straßen nicht in die betroffene Region vordringen. In den nächsten Tagen soll es weiter regnen, was die Erdrutschgefahr erhöht.

Das Beben hatte sich am Samstag gegen 8 Uhr morgens in 13 Kilometer Tiefe ereignet. Laut dem chinesischen Seismologischen Amt betrug die Stärke 7,0, der Geologische Dienst der USA sprach von 6,6. Zahlreiche Nachbeben erschütterten die Gegend. Die Erdstöße waren auch in der 115 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Chengdu zu spüren, wo Medienberichten zufolge der Flughafen vorübergehend geschlossen wurde. Auf Luftbildern des Militärs war zu sehen, dass von den Häusern zum Teil nur noch Ruinen übrig blieben. Ganze Dörfer lagen in Trümmern. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang reiste am Samstag nach Ya'an. „Derzeit hat es oberste Priorität, Leben zu retten“, sagte er.

„Das Beben fühlte sich viel stärker an als das vor fünf Jahren“, sagte Zhao Zheng, ein Bewohner von Ya'an. Sichuan war schon im Mai 2008 von einem Erdbeben der Stärke 7,9 heimgesucht worden, bei dem 87.000 Menschen starben. Damals gab es große Proteste, weil viele Schüler unter den Opfer waren. Denn vielfach waren Schulen eingestürzt, während Nachbargebäude stehen blieben, was den Verdacht auf korruptionsbedingten Pfusch beim Bau der öffentlichen Gebäude nährte. Eltern, die Aufklärung verlangten, wurden eingeschüchtert oder mit Geld zum Schweigen gebracht. HAN