Die Weltelf 2006 versammelt die Personen, an denen im kommenden Jahr niemand vorbeikommt. Sie sind ganz vorn zu finden, taktieren in der Mitte – und passen auf, dass hinter ihnen nichts passiert. Ob das gelingt? Die Welt ist rund

Der Gröfaz

Sturm: Frank Schirrmacher. Jetzt mit radikaler Innenansicht

Spätestens seit das New Yorker Time Magazine 1994 Frank Schirrmacher in die Liste der 100 bedeutendsten Menschen des 21. Jahrhunderts wählte, ist es quasi amtlich: Frank Schirrmacher ist der wichtigste Deutsche. Damit er aber auch im Jahr 2006 seine herausragende Stellung halten kann, muss er Großes leisten.

Kürzlich kündigte Schirrmachers Hausverlag Blessing an, ein neues Buch des FAZ-Herausgebers auf den Markt bringen zu wollen. Doch sind sowohl das Thema als auch der Titel noch geheim. Womöglich ist Schirrmacher unsicher, wie er an seinen Megaseller „Das Methusalem-Komplott“ anknüpfen kann. Dabei gibt es eine brillante Idee, die ihn endgültig zum größten Feuilletonisten aller Zeiten werden ließe: Schirrmacher muss eine Hitler-Biografie schreiben!

Gleich zwei Fliegen kann der Gröfaz so mit einer Klappe schlagen: Endlich wird er seinen Übervater und Vorgänger Joachim C. Fest und dessen Bestseller „Hitler – Eine Biographie“ überwinden. Und er kann den Fernseh-Hitleristen Guido Knopp und dessen Verkaufserfolg „Hitler – Eine Bilanz“ hinter sich lassen.

Methodisch sollte er schlichte Mittel wählen und Fests biografische Personalisierung wie auch Knopps spekulative Dämonisierung rechts überholen, indem er über Hitler aus der radikalen Innenansicht schreibt: Ich als Hitler. Ein alarmierendes Werk, das einen kongenialen Titel bekommen sollte: „Hitler – mein Fest“.

Babys, Tiere, Titten und Hitler gehen immer in den Medien, weiß Schirrmacher, und deshalb wird „Hitler – mein Fest“ auch als sechsmonatige Titelserie im Spiegel vorabgedruckt. Von Bild wird der neue Rechtsaußen 2006 gleich sechsmal zum Gewinner des Tages erklärt – ein neuer Rekord!

Schließlich wird Frank Schirrmacher im Oktober der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen, und Marcel Reich-Ranicki erklärt in seiner Laudatio, die Deutschen sollten froh sein, dass sie nicht Fußballweltmeister geworden sind. Dafür hätten sie die Geistesgröße Schirrmacher, und das werde sie schon über alles hinwegtrösten: „Denn eine Weltmeisterschaft ist nur alle vier Jahre, ein Frank Schirrmacher aber ist ewig!“

Und ewig singt der Schirrmacher. Der sowieso schon wichtigste Deutsche schreibt über das wichtigste deutsche Thema das wichtigste Buch aller Zeiten. Wichtiger geht’s nimmer.

MICHAEL RINGEL