DIE ZERLEGTE ZAHL
: 73.000

Flüchtlinge, die ohne Erlaubnis die Grenze zur EU 2012 überschritten haben

73.000 Menschen, so lautet die Erfolgszahl der europäischen Grenzpolizei Frontex. 73.000 Menschen sollen 2012 laut Frontext die Grenzen zur EU illegal überschritten haben.

Warum soll das ein Erfolg sein? Weil es nur halb so viel „illegale Grenzüberschreitungen“ wie im Jahr zuvor gewesen sein sollen, es also nur halb so viele verzweifelte, verfolgte und gedemütigte Menschen geschafft haben, das rettende Ufer der EU zu erreichen wie im Jahr zuvor.

Nach knapp zehn Jahren, nachdem diese EU-Agentur 2004 vom EU-Ministerrat ins Leben gerufen wurde, feiert Frontex nun also seinen ersten großen Erfolg und glaubt so, seine Existenzberechtigung unter Beweis stellen zu können. Allerdings lohnt ein Blick darauf, wie dieser Erfolg erreicht werden konnte. Wenn man fragt, wer alles nicht die Grenzen zur EU „illegal“ überscheiten konnte, sind da zuallererst die Ertrunkenen im Mittelmeer zu nennen.

Tausende Flüchtlinge, niemand hat sie genauer gezählt, und vor allem niemand hat energisch versucht, sie zu retten, am allerwenigsten Frontex.

Ein weiterer Erfolg von Frontex besteht darin, dass sie es geschafft hat, mit den Ländern am südlichen Ufer des Mittelmeers, wie schon zuvor mit den gestürzten Diktatoren, eine Zusammenarbeit gegen potenzielle Flüchtlinge zu etablieren. Am meisten aber hat Frontex der schlechte Ruf der EU geholfen: Die Nachrichten für Flüchtlinge sind aus Griechenland so schrecklich, dass die meisten lieber in der Türkei bleiben. JG