Die Weltmeisterschaft im Bettensuchen

Fußballfans und Fifa-Funktionäre füllen die Gästebetten der Stadt. In billigen Schlafsälen sind noch Plätze frei. Im Luxusbereich jedoch hat die Fifa selbst große Kontingente reserviert. Agenturen vermitteln vermehrt Privatzimmer

Die Reservierungszentralen von Hotels sind gut beschäftigt mit Buchungen für die WM, aber noch gibt es Chancen eine Schlafstatt in Berlin zu ergattern. Vor allem in billigen Hostels sind noch Betten frei. Im gehobenen Bereich müssen Ruhesuchende jedoch vielfach schon Lotto spielen. Denn der Weltfußballverband Fifa hat in vielen Hotels der oberen Preisklassen große Kontingente reserviert. Ob die überhaupt in Anspruch genommen werden, will die Fifa erst in zwei Monaten mitteilen.

„Private Anfragen müssen wir auf Februar vertrösten“, bedauert Anika Schlomm vom Kempinski. Das sei eine dumme Situation, eigentlich habe sich die Fifa bis Mitte Dezember festlegen sollen, wie viele Zimmer sie braucht. Auch im Estrel sind 60 Prozent der Zimmer für Funktionäre der Fifa geblockt. Viele Brasilianer hätten sich angemeldet, sagt Pressereferentin Miranda Meier. Das Nationalteam sei allerdings nicht dabei.

„An sich seit Anfang 2005 völlig ausgebucht“ ist das Palace-Hotel im Europa-Center, meldet der stellvertretende Direktor Michael Frenzel. Potenzielle Gäste können sich nur auf eine Warteliste setzen lassen. Anhand der Buchungen hat Frenzel erkannt, dass die WM-Besucher sich kaum für die Stadt interessieren: „Die Leute kommen genau zum Anfang der Spiele.“ Das Intercontinental setzt dagegen auf langfristige Effekte. Menschen, die der Fußball in die Stadt gelockt hat, würden Berlin für weitere Urlaube in Betracht ziehen, hofft Hotelsprecherin Türkan Gültepe. Schon zur WM erwarte Intercontinental-Manager Willy Weiland, gleichzeitig Präsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes, insgesamt einen Umsatzzuwachs von 5 Prozent für die Übernachtungsbetriebe.

Auch die Billigbranche erwartet volle Betten. So ist im Generator Hostel in Friedrichshain nur noch ein Viertel der 850 Betten im Juni und Juli frei, sagt Manager Eric van Dijk. Im Helter Skelter Hostel in der Kalkscheunenstraße haben sich bereits viele Italiener und Spanier angekündigt, sagt Rezeptionistin Janine Kolmann. Hier versucht man derzeit vor allem, gleichzeitige Buchungen von Fans gegnerischer Mannschaften zu vermeiden. Schließlich soll das Hostel die WM überleben.

Vom Ansturm auf die Betten wollen auch die Normalberliner profitieren. Bei privaten Zimmervermittlungsagenturen wie Bed and Breakfast haben bereits 20 Prozent mehr Berliner als üblich gemeldet, dass sie ihre Wohnung für zahlende Gäste öffnen würden. ANNETTE LEYSSNER