Auf dem Abstellgleis

FEHMARNBELTQUERUNG Anbindung in Schleswig-Holstein wird teurer als geplant. Bahn stellt drei Varianten für neue Strecke nördlich von Lübeck vor. Ostseebäder müssen Lärm ertragen – oder werden abgekoppelt

„Unseriöses Prestigevorhaben ohne finanzielle Substanz“

Konstantin von Notz (Grüne)

Die geplante Querung des Fehmarnbelts wird deutlich teurer als geplant. Das ergibt sich aus den jetzt vorgestellten Streckenplanungen der Deutschen Bahn. Allein für etwa 30 Kilometer neue Gleise zwischen Lübeck und Neustadt/Holstein müssen 900 Millionen bis 1,13 Milliarden Euro veranschlagt werden. Nach den Vereinbarungen zwischen Deutschland und Dänemark aber ist dieser Betrag für die gesamte Strecke vorgesehen: für 89 Kilometer Schienen- und Autobahnausbau bis auf die Insel Fehmarn. „Die Querung ist ein unseriöses Prestigevorhaben ohne finanzielle Substanz“, so das Fazit des schleswig-holsteinischen Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz (Grüne).

Drei Trassen hat die Bahn am Donnerstagabend in Eutin, der Kreisstadt des von Lübeck bis Fehmarn reichenden Kreises Ostholstein, vor etwa 100 Vertretern von Politik, Wirtschaft und Verbänden vorgestellt. Der zweigleisige Ausbau der bestehenden Strecke wäre mit 900 Millionen Euro die billigste Möglichkeit. Die aber wird von den Ostseebädern an der Lübecker Bucht massiv bekämpft. Sie fürchten um die Ruhe ihrer Urlauber, wenn künftig zusätzliche 200 Güterzüge in 500 bis 1.000 Meter Entfernung vom Strand vorbeirattern. Zurzeit pendeln dort lediglich 22 Regionalbahnen am Tag.

Die von Bürgermeistern und Kurdirektoren geforderte Verlegung der Gleise ins Hinterland an die Autobahn A 1 ist möglich, so die Präsentation der Bahn. Je nach Trasse lägen die Kosten dann aber deutlich über einer Milliarde Euro. Zugleich würden die Bahnhöfe mehrere Kilometer von den Seebädern weg ins Inland verlegt. Die alte Strecke zusätzlich für den Nahverkehr zu erhalten, sei „Wunschträumerei“.

Das Bündnis gegen den Brückenschlag über die Ostsee geht jetzt davon aus, dass die Schienenanbindung angesichts der Haushaltslage höchstens in einer „Billigversion“ realisiert werden kann. Bahn und Bundesverkehrsministerium wollen Ende März Detailgespräche aufnehmen. SVEN-MICHAEL VEIT