„Der Euro braucht Deutschland nicht“

FINANZEN Nur mit Eurobonds lasse sich die Schuldenkrise lösen, meint Investorenlegende George Soros. Wenn Deutschland weiterhin bremst, müsse es aus der Gemeinschaftswährung aussteigen

FRANKFURT/M. dpa/taz | George Soros ist nicht irgendwer. Der heutige US-Bürger ungarischer Herkunft ist Multimilliardär. Eine Investorenlegende, die weiß, wie es geht mit dem Kasinokapitalismus: Vor etlichen Jahren spekulierte er das britische Pfund beinahe in Grund und Boden. Die Finanzmärkte sind grundgefährlich, ist eine von Soros’ Devisen – aber solange sie nicht gezähmt seien, wolle er mit daran verdienen. Dieser Mann hat nun eine Idee, wie Europa aus der Krise kommen kann: Eurobonds. Diese Lösung ist nicht ganz neu. Das Problem damit auch nicht: Deutschland lehnt die Gemeinschaftsanleihen ab. Damit gefährde Berlin den Fortbestand der Europäischen Union, mahnt Soros und legte Berlin am Dienstagabend in einem Vortrag an der Goethe-Universität Frankfurt den Austritt aus dem Euro nahe.

Eurobonds wären Schuldverschreibungen, die alle Eurostaaten gemeinsam herausgeben. Weil sie sicherer wären als Anleihen der Krisenländer, würden sie weniger hoch verzinst werden müssen als diese. Für Deutschland würde umgekehrt die Kreditaufnahme teurer. Soros hält es für entscheidend, dass Gemeinschaftsanleihen die Pleitegefahr für einzelne Euroländer ausräumen und ihnen die Rückkehr zu einer gesunden Wirtschaft ermöglichen würde.

Auch die wirtschaftlichen Ungleichgewichte – Deutschland exportiert mehr, als es importiert, und hat somit einen Außenhandelsüberschuss, fast allen anderen Euroländern geht es umgekehrt – gefährdeten die EU. „Das würde die Europäische Union zerstören. Das könnte schon im kommenden Jahr geschehen“, sagte der US-Investor.

Nur ein aktives Deutschland könne die aktuelle Krise überwinden, so Soros. Das Problem sei, dass Deutschland immer nur so viel wie unbedingt nötig mache, um den Euro zu retten, keinen Deut mehr. Dieser Fehler könne teuer werden: „Die Krise wird sich wahrscheinlich sogar noch vor den Wahlen in Deutschland verschärfen.“ Bis dahin könne auch Deutschland in die Rezession gestürzt sein.

Soros ist überzeugt, dass der Euro auch ohne Deutschland überleben könne. Die Währung würde abgewertet werden, die Wettbewerbsfähigkeit steigen, sagte er. „Europa könnte die drohende Depression verhindern.“ Auch ohne Deutschland sei die Eurozone niedriger verschuldet als andere Währungsräume.

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